Darum werden viele WLAN-Radios jetzt Elektronikschrott
DNT IP2go mit Reciva-Chipsatz
Foto: DNT
Reciva gehört zu den Pionieren unter den Herstellern von Hardware für WLAN-Radios. Das Unternehmen verkaufte seine Chipsätze an Unternehmen wie DNT, Roberts und Sangean, die Empfänger mit eigenem Design, aber dem "Innenleben" von Reciva produziert haben. Doch schon vor Jahren deutete sich das Aus für die Plattform an, als der Hersteller sich von der Chip-Entwicklung und -Produktion zurückzog.
Sangean wechselte für neuere Radios schon vor Jahren auf eine andere Plattform, DNT gibt es in der früheren Form gar nicht mehr. Die Empfangsgeräte mit Hardware von Reciva, die noch in den Haushalten stehen, funktionierten zunächst weiter. Reciva versprach, die Software und somit das Portal, auf das die Internetradio-Empfänger zugreifen, weiter zu pflegen.
Die iPhone-App der Plattform wurde nicht mehr gepflegt, lief irgendwann nicht mehr und flog aus dem AppStore. Eine Android-App gab es nie. Ende vergangenen Jahres kündigte Reciva schließlich an, sein Portal zum 31. Januar 2021 abzuschalten. Der Termin wurde auf Ende April verschoben und im Mai sah es tatsächlich nach einer Abschaltung der Plattform aus. Die Radios funktionierten aber noch und auf Umwegen ließen sich auch die eigenen Favoriten noch verwalten.
Plötzlich ging alles ganz schnell
DNT IP2go mit Reciva-Chipsatz
Foto: DNT
Anfang dieser Woche verstummten die Empfangsgeräte aber doch. Nach dem Einschalten zeigten diese nur noch die Meldung "Netzwerkfehler" an - auch wenn das WLAN-Radio mit dem Internet verbunden war. Zur Erklärung erscheint weiterhin die Anzeige, dass das Gateway von Reciva nicht antwortet. Nach einigen Monaten "Galgenfrist" gegenüber der ursprünglichen Ankündigung ist das Portal demnach endgültig abgeschaltet worden.
Auch die Webseiten, unter denen sich die Favoriten noch pflegen ließen, sind nicht mehr erreichbar. Einzige Ausnahme ist die Seite von Gracedigital, auf der das Aus für die Plattform sogar schon für den 13. September angekündigt wurde. Besonders bitter: Den Angaben des Herstellers zufolge hat das Unternehmen noch vor vier Jahren WLAN-Radios hergestellt, die jetzt zu Elektronikschrott geworden sind.
Technisch waren die Reciva-Geräte schon lange nicht mehr auf dem aktuellen technischen Stand. So unterstützten die Radios noch die heute kaum noch gebräuchlichen Standards Real Audio und Windows Media. Dafür fehlt der AAC+-Standard, sodass Programme, die in dieser Norm streamen, wie ein Mittelwellen-Signal klangen. Bitter ist die Abschaltung für Besitzer der WLAN-Radios trotzdem. MP3-Streams ließen sich bis zuletzt tadellos wiedergeben und das dürfte für viele Nutzer ausreichen.
In einem Podcast haben wir bereits aufgezeigt, warum das Smartphone das bessere WLAN-Radio ist.