Aufbegehren gegen gesellschaftliche Zwänge Bergen-Enkheimer Autor Eckhart Nickel erhält Kelag-Preis

Der Bergen-Enkheimer Eckhart Nickel wurde für seinen Roman „Hysteria“ beim Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Kelag-Preis geehrt. Foto: zko

Bergen-Enkheim (zko) – Gut gelaunt berichtet der Schriftsteller und Journalist Eckhart Nickel über seinen Werdegang. Gerade ist er vom Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb aus Klagenfurt zurückgekehrt, wo er mit dem Kelag-Preis geehrt wurde.

Längst ist er einem großen Publikum bekannt und seinen Wurzeln trotzdem treu geblieben. Der im Jahr 1966 geborene Nickel ist in Bergen-Enkheim aufgewachsen und hat die Schule am Landgraben und das Heinrich-von-Gagern-Gymnasium besucht. Erzählt er über seine Schulzeit auf dem Gymnasium, fallen ihm immer wieder schöne Anekdoten zu dem bunt gemischten Lehrerkollegium ein, so habe ihn ein Lehrer einmal als „apolitisch konservativen Betrifft-mich-nicht-Wicht“ bezeichnet, was Nickel sehr amüsant fand. Die Frankfurter Jugendzeit hat ihn nicht unwesentlich auch literarisch geprägt.

Eckhart Nickels erster Schülerjob war in der „Berger Bücherstube“

Seinen ersten Schülerjob hatte Eckhart Nickel in der „Berger Bücherstube“ bei Monika Steinkopf. „Ich habe jeden Pfennig, den ich dort verdiente, gleich wieder in Bücher investiert, das fand die Buchhändlerin angemessen“, lacht er in Erinnerung an diese Zeit. Auch an die jährliche Verleihung des Stadtschreiberpreises denkt er gern: „Als der Preis im Jahr 1981 an Peter Bichsel verliehen wurde, hielt Max Frisch die Laudatio. Frisch beeindruckte mich so sehr, dass ich mir die in Jeansstoff eingeschlagene Gesamtausgabe seiner Werke zulegte, es war mit der von Franz Kafka meine erste.“

Promotion über den Autoren Thomas Bernhard

Nach seinem Abitur begann er ein Studium der Literatur und Kunstgeschichte zunächst in Frankfurt, später in Heidelberg und New York, das er 1997 mit einer Promotion über den Autor Thomas Bernhard abschloss. Daraus entstand sein Buch „Flaneur. Die Ermöglichung der Lebenskunst im Spätwerk Thomas Bernhards“. Erste berufliche Schritte machte der Schriftsteller bei Tempo, einem Zeitgeist-Magazin, bei Arte in Straßburg sowie dem Architektur-Magazin Architectural Digest. Zusammen mit dem Herausgeber Christian Kracht war Eckhart Nickel 2004 bis 2006 Chefredakteur der Literaturzeitschrift „Der Freund“ in Kathmandu. 2007 war er in der Samstagsbeilage der Süddeutschen Zeitung für die Stilberichterstattung verantwortlich. Nach Jahren in Amerika und Frankreich lebt er nun wieder mit seiner Frau und seinem zehnjährigen Sohn James in Bergen, ganz nahe bei seinen Eltern.

Literarische Wurzeln liegen in der Popliteratur

Heute publiziert er im Magazin und Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und der Neuen Zürcher Zeitung. Seine lebendigen Reiseberichte sprechen die Sprache des offenen Weltbürgers, in vielen anderen seiner Texte beschäftigt sich Nickel mit dem modernen Menschen, der sich mit gesellschaftlichen Zwängen konfrontiert sieht und gegen sie aufbegehrt. Der Autor selbst versteht seine literarischen Wurzeln als der Popliteratur zugehörig. Den Kelag-Preis erhielt er für seinen Text über eine Giftküche am Biomarkt aus seinem noch unveröffentlichten Roman „Hysteria“. 

Auf die Freilichtaufführung „Der Schelm von Bergen“, die Ende August wieder vier Abende auf der Bühne vor der historischen Schelmenburg in Szene gehen wird, freut sich Eckhart Nickel schon sehr, denn seine Großmutter erzählte ihm oft, dass sie eine Katharina derer von Schelm zu Bergen in ihrem Stammbaum führten, was ihn mit Stolz erfüllt. Mit einem schelmischen Grinsen bemerkt Nickel: „Sollte ich einst zum Stadtschreiber von Bergen gewählt werden, verspreche ich, mich an einem ,Schelm von Bergen’ in Prosa versuchen.“