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Janko Tietz

Geheime Unterwanderung der Wirtschaft Wie Angela Merkel heimlich den Sozialismus eingeführt hat

Janko Tietz
Eine Glosse von Janko Tietz
Seid bereit, immer bereit: Coca-Cola und andere Konzerne werben seit Corona, als wären ihre Chefs Thälmann-Pioniere und die Slogans im Politbüro erdacht worden. Eine fiktive Verschwörungstheorie mit ganz realen Folgen.
Merkel als Mielkes letzte Rache: Die Kanzlerin nach geglücktem Experiment

Merkel als Mielkes letzte Rache: Die Kanzlerin nach geglücktem Experiment

Foto: Michael Gottschalk / Photothek via Getty Images

Derzeit kursieren ja allerlei Corona-Verschwörungstheorien. Die populärste ist wohl, dass das Virus gezüchtet wurde, damit Bill Gates allen einen Chip einpflanzen und uns gefügig machen kann für seine Zwangsimpfungen.

Das ist natürlich sehr abstrus. Aber weil so viel darüber geredet wird, ist der Blick verstellt auf das, was gerade wirklich passiert. Etwas viel Plausibleres: Nicht die Bevölkerung wird einer Gehirnwäsche unterzogen, sondern die Wirtschaft.

Menschen, die die Gates-Theorie vertreten, verbreiten auch gern jene, dass Angela Merkel Hitlers Tochter sei und als von der Stasi gelenkte Marionette den Sozialismus in der BRD wieder einführen soll. Merkel als Mielkes letzte Rache, sozusagen.

Anders als die Gates-Theorie stimmt das aber wirklich. Niemand hat bislang einen Chip eingepflanzt bekommen. Aber die Wirtschaft ist längst beigebogen. Haben Sie es noch nicht bemerkt? Das kann einem doch gar nicht verborgen bleiben! Lufthansa? Halbstaatlich. Mehrwertsteuersenkungen für die Werktätigen? Handstreichartig beschlossen! Subventionen für Unternehmen? Na, wenn die über kurz oder lang nicht alle zu volkseigenen Betrieben (VEB) gemacht werden sollen! Neben der Lufthansa betteln schon 14 weitere Konzerne darum, dass sich der Staat an ihnen beteiligt.

Sinnsprüche wie bei "Butlers"

Am auffälligsten ist Merkels Machtübernahme in der werbetreibenden Industrie zu beobachten. Früher wurden zu Jahresbeginn in den VEB-Kombinaten nicht nur Jahrespläne aufgestellt, sondern auch Losungen für die nächsten zwölf Monate, Poesiesprüche für die trostlosen Reklameflächen an grauem DDR-Beton.

In der Landwirtschaft gab es einen, der hieß: "Jeder Bauer deckt eine Sau mehr". Beliebt war auch: "So wie wir heute arbeiten werden wir morgen leben!". Als die DDR 35 Jahre alt wurde, warb man zum Republikgeburtstag: "Wir sind stolz auf unsere Erfolge". Und das vierte Gebot der Zehn Gebote für den sozialistischen Menschen lautete: "Du sollst helfen, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu beseitigen."

Heute sind wir wieder da, nicht so plump, klar. Und viele der jetzigen Losungen sind auch in schönem Handlettering gemalt, sie tarnen sich wie Sinnsprüche, die man vom Wohnaccessoires-Händler "Butlers" kennt ("Glück ist ein kleiner Stern, der mitten in deinen Alltag fällt"), adrett im Bilderrahmen für zu Hause zu kaufen - aber sie sind nicht weniger perfide. Propaganda pur.

Oder was soll man davon halten, wenn Coca-Cola (ja, genau, DER Konzern aus dem Hotspot des Kapitalismus) in der ganzen Stadt plakatiert: "Ich werde nie vergessen, wie viel stärker wir zusammen sind." Oder ein anderer Werbespruch des Brauseherstellers: "Ich werde mehr zuhören. Mit meinen Ohren. Nicht mit den Kopfhörern." Mal davon abgesehen, dass Kopfhörer kein Sinnesorgan sind - aber das ist doch reinste Pionier-Lyrik à la "Ich gelobe zu lernen, zu arbeiten und zu kämpfen, wie es Ernst Thälmann lehrt."

Da ist der Corona-Slogan des Bäckerhandwerks ja noch auf geradezu rührende Weise flach und mit billigem Wortspiel-Hashtag ausgestattet: "Danke für Ihre Treue - #gemeinsambackenwirdas". 

#wirbleibenzuhause erzieht uns die Margarine "Rama" und "wir halten zusammen", Vodafone sagt, "Deutschland bleibt vernetzt" und drückt uns ein #stayhome aufs Smartphone. Das Handydisplay sei das, worauf viele Menschen am Tag am häufigsten schauen, da "haben wir bei Vodafone uns eine kleine Erinnerung erlaubt", sagt der Chef. Ja, ja, eine kleine Erinnerung...

Sie merken es auch: Wir sollen in eine große Solidargemeinschaft umgepolt werden. Der Mensch soll den Menschen nicht mehr ausbeuten. Die Wirtschaft ist nur noch für uns da, bedankt sich, ruft zu Gemeinsinn und Geschlossenheit auf, aus kalt wird gefühlig. "Danke fürs Zusammenhalten", sagt auch Rewe artig, "Aldi ist für Euch da", wirbt der Konkurrent (ach nein, Konkurrenz gibt’s ja nicht mehr, wir sind jetzt alle eins), Penny will #erstmalhelfen, der Reifenhersteller Michelin bastelt binnen 72 Stunden ein Ein-Minuten-Video aus Symbol-Fotos zusammen, für all die Kurierfahrer, Pizzaboten, Sanitäter, die den Laden (auf Michelin-Reifen) am Laufen halten - unterlegt mit tieftrauriger Pianomusik. Der Michelin-Claim 'A Better Way Forward' wurde umgemünzt auf 'You are our way forward'.

Das Kommerzgen wurde entnommen

Der Mensch im Mittelpunkt, nicht der Mammon. Das Problem ist nur: Die Botschaften sind in etwa so glaubwürdig wie Walter Ulbrichts Bekenntnis zu Berlin ohne Mauer.

Und warum eine Werbung für den Gummibärchen-Produzenten Katjes jetzt plötzlich daherkommt wie eine von der "Volkssolidarität" (Wessis: bitte googeln!): "Jedes Leben ist wertvoll - #achtetaufeinander", kann nur damit erklärt werden, dass der Wirtschaft leise, still und heimlich - verborgen vor der Öffentlichkeit - das Kommerzgen entnommen wurde.

Profit war gestern, es lebe das Proletariat.

PS: Liebe Betriebe, liebe Werbetreibende – wir halten uns noch wacker und sind gegen die heimliche Umprogrammierung durch die Regierung immun. Noch sind wir nicht unterwandert und ticken ganz und gar kapitalistisch. Sollten Sie Ihre sozialistische Einheitswerbung gern bei uns schalten wollen: Wir hätten noch Platz.