Pressemitteilung vom 5. Mai 2023

Wandgemälde im künftigen Dokumentationszentrum Nationalsozialismus bleibt erhalten

  • Umplanungen beauftragt

Bei den Umbauarbeiten im ehemaligen Verkehrsamt der Stadt Freiburg für das künftige Dokumentationszentrum Nationalsozialismus der Städtischen Museen Freiburg wurde hinter einer Vorsatzschale ein großformatiges Wandgemälde von Theodor Kammerer entdeckt. Nach sorgfältiger Abwägung hat sich die Verwaltung für seinen Erhalt in situ, das heißt am Fundort, entschlossen.

Der Freiburger Künstler Theodor Kammerer (1894–1961) zählt zum Umfeld der Badischen Secession. Er malte das Bild als Auftragsarbeit für die Stadt auf sechs miteinander verbundenen Tischlerplatten und brachte es um 1939 ins Erdgeschoss des Gebäudes ein. Es ist etwa acht Meter breit und 2,5 Meter hoch. Die dargestellten, überlebensgroßen Figuren in natürlicher Umgebung entsprechen inhaltlich und stilistisch dem Zeitgeist der NS-Ideologie. Vermutlich wurde es in den 1950er Jahren abgedeckt.

Nach der Freilegung, Untersuchung und Sicherung des Bildes durch eine Restauratorin, fand eine Begutachtung durch das Landesamt für Denkmalpflege statt. Hieraus resultierte die Forderung des Landesdenkmalamtes, dass das Wandgemälde kunsthistorisch aufgearbeitet und am Fundort erhalten bleiben muss.

Das Gemälde ist ein historisches Objekt an einem authentischen Ort und unterstreicht damit die Wahl des ehemaligen Verkehrsamtes als geeigneten Ort für das Dokumentationszentrum. In dem Gebäude spiegelt sich die Geschichte von der Zugehörigkeit sowie des Ausschlusses aus der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ deutlich wider.

Im Erdgeschoss befand sich das auf Tourismus und vermeintliche Offenheit hin ausgerichtete Foyer, im Untergeschoss der Luftschutzkeller als Zeichen der frühen Kriegsvorbereitung. Diese historischen Spuren vor Ort müssen erhalten bleiben und bieten eine große Chance für die wissenschaftliche und didaktische Arbeit des künftigen Dokumentationszentrums. Diese anschauliche Vermittlungsarbeit steigert die überregionale Bedeutung des Dokumentationszentrums.

Das gefundene Wandgemälde befindet sich in unmittelbarer Nähe zum künftigen Raum des Gedenkens an die Verfolgten des Nationalsozialismus. Bei seiner Kontextualisierung und inhaltlichen Einbindung in die Ausstellung muss das Team des Dokumentationszentrums deshalb eine Möglichkeit erarbeiten, es temporär ganz oder teilweise zu verdecken. Diese Änderungen des Ausstellungskonzepts sowie die Restaurierung des Bildes kosten zusätzlich geschätzte 70.000 Euro.

Hinzu kommen zusätzliche Baukosten inklusive der Bauzeitverlängerung von rund 200.000 Euro. Da die betreffende Wand teilweise zurückgebaut werden sollte, um einen neuen Aufzug zu platzieren, sind geänderte und zusätzliche bauliche Maßnahmen notwendig: Unter anderem muss der Aufzugsschacht um 90 Grad gedreht und die Toilettenanlage neu geplant werden.

Damit ergeben sich Mehrkosten in Höhe von rund 270.00 Euro, die teilweise durch das Budget und mittels Zuschüsse aufgefangen werden. Das Gebäudemanagement Freiburg und die Städtischen Museen Freiburg planen jetzt entsprechend.

Der Baubeschluss zum Dokumentationszentrum Nationalsozialismus umfasst ein Gesamtbauvolumen von 4,9 Millionen Euro.

Veröffentlicht am 05. Mai 2023