1. BuzzFeed
  2. News

Bayern bricht Versprechen: Lehrerverband kritisiert Söders Lockangebote – unkollegial und „nicht zielführend“

KommentareDrucken

Will mehr Lehrer:innen im Freistaat: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
Will mehr Lehrer:innen im Freistaat: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. © IMAGO

Deutschland fehlen die Lehrer:innen. Und Bayern versucht, sich im Alleingang aus der Krise zu retten. Ein gebrochenes Versprechen auf Kosten anderer, klagt der Lehrerverband.

Vor allem an Grundschulen fehlen Lehrkräfte derzeit an allen Ecken und Enden. Die aktiven Lehrer:innen sind stark belastet und neue sehr gefragt.

So gefragt, dass sich der Freistaat Bayern auf Alleingang begibt. Mit einer Abwerbe-Offensive. 6000 Lehrstellen sollen bis 2028 in Bayern besetzt werden und dafür wolle die Landesregierung „überall werben“, erklärte Ministerpräsident Markus Söder bei einer Grundsatzrede im Januar. 

Zum einen verdienen Pädagog:innen in Bayern besser, etwa 9400 Euro mehr als in Sachsen und 3800 Euro mehr als in Baden-Württemberg pro Jahr. Zum anderen lockt ein Bonus. Wer in die süddeutsche Provinz zieht, soll eine Prämie von 3000 Euro bekommen.

Lehrerverband kritisiert bayerische Lockangebote: Droht Söder Ärger mit der Kultusministerkonferenz?

Für Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, sind diese Lockangebote ein Unding. „Es ist nicht zielführend, die Probleme auf Kosten anderer zu lösen“, sagt er auf Nachfrage von BuzzFeed News DE.

„Eigentlich gibt es eine Verabredung von der Kultusministerkonferenz, keine Lehrer:innen abzuwerben“, erklärt Meidinger: „Aber dem lieben Herr Söder ist das im Wahlkampf egal.“

Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger über Bayerns Versuch, Lehrer:innen aus anderen Ländern abzuwerben.

„Eigentlich gibt es eine Verabredung von der Kultusministerkonferenz, keine Lehrer:innen abzuwerben“, erklärt Meidinger: „Aber dem lieben Herr Söder ist das im Wahlkampf egal. Er hat die Vereinbarung auch nicht aufgekündigt, sondern sich einfach nicht daran gehalten.“ 

Ähnlich äußerte sich auch Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) vergangenen Sommer im Deutschlandfunk. Es gebe die Verabredung und wenn sich jemand nicht daran halte, „gibt es auch richtig Stress in der Kultusministerkonferenz.“

Meidinger: Söders Lockangebote dürften sich kaum rentieren – „es wird nicht funktionieren“

Den bundesweiten Lehrkräftemangel bekämpft Bayern mit dieser Politik sowieso nicht. Aber auch die Krise im Freistaat werde sich dadurch kaum beenden lassen, mahnt Meidinger. „Es wird nicht funktionieren. Der Lehrberuf ist ein Frauenberuf und die Erfahrung zeigt, dass Frauen wohnortsnah eingesetzt werden wollen. Die Mobilität ist gering. Für 3000 Euro zieht niemand um“, sagt er.

Geld habe als Anreiz wenig Auswirkungen, ist sich Meidinger sicher. Die Politik sollte eher bei den Rahmenbedingungen nachsteuern. Unterstützung bei der Suche nach einem Kita-Platz oder der Wohnungssuche könnte effektiver sein. 

Wenn die Länder gegeneinander arbeiten, hilft das bundesweit aber natürlich nicht weiter. Meidinger hält fest: „Ich als Bundesvorsitzender des Deutschen Lehrerverbands muss sagen: Das löst nicht die Probleme, die wir haben – und auch nicht die in Bayern.“

Lehrer:innen wollen kleinere Klassen: Streik in Berlin „kontraproduktiv und sogar verantwortungslos“

Währenddessen streiken Lehrer:innen in Berlin mit der Forderung nach kleineren Klassen. Das beurteilte Meidinger als „in der aktuellen Situation kontraproduktiv und sogar verantwortungslos“. Die Politik müsse dann an anderen Stellschrauben drehen, die den Lehrberuf möglicherweise empfindlicher treffen.

 Die Lehrkräfte brauchen eine langfristige Perspektive, sagt Meidinger, dann wären auch Entgegenkommen denkbar. „Dann könnten wir sagen: Okay, wir helfen, die Durststrecke durchzustehen“, erklärt er: „Wir müssen schauen, wie wir den Karren zusammen aus dem Dreck ziehen.“

Auch interessant

Kommentare