Reh

Anpassungsfähiger Kräuterprofi

Steckbrief Reh

Population in Deutschland:

ca. 2.500.000 Exemplare

Aktueller Bestand:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zur Bestandsentwicklung möglich.

Einleitung

Das Reh (Capreolus capreolus) ist die in Europa häufigste und kleinste Art der Hirsche. Als sogenannter „Trughirsch“ ist es näher mit dem Elch verwandt als mit dem bei uns heimischen Rot- oder Damhirsch. Ursprünglich besiedelten Rehe die Randzonen von Wäldern und Gebüschen, heute kommt es aber in allen Wäldern und sogar in der offenen, fast deckungslosen Feldflur vor.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Capreolus capreolus

Reh: Alter

bis zu 12 Jahre

Reh: Gewicht

im Durchschnitt etwa 18 kg

Hufabdruck Reh

fakten_dws190219-reh

Geruchssinn

Ein Reh hat einen ausgeprägten Geruchssinn. Es kann einen Menschen auf mehr als 300 Meter Entfernung wittern.

Nahrung

  • Gräser und Kräuter

  • Triebe, Knospen und Blätter

Feinde

Fuchs Wolf Luchs Wildschwein

Größe in Zentimetern

RehMerkmale

Anders als der ausdauernde Rothirsch sucht das Reh bei Beunruhigung mit wenigen schnellen Sprüngen Deckung im dichten Unterholz oder Gebüsch. Durch die leicht nach vorn abfallende Wirbelsäule liegt die Kruppe, also der hintere Teil des Rumpfes, höher als die Schulter, der Widerrist. Die Beine sind im Verhältnis zum Körper eher lang und die Hinterläufe sind im Sprunggelenk stark eingeknickt. Alle Merkmale sind damit auf das schnelle Durchschlüpfen von dichter Vegetation angepasst.

RehGeweih

Ebenso wie bei Rotwild tragen bei den Rehen nur die Böcke, also die männlichen Tiere, ein Geweih. Im Regelfall ist jede Stange eines normal entwickelten, älteren Rehbockes etwa 15 bis 20 Zentimeter hoch und weist drei Enden auf. Die wichtigste Funktion dieses Geweihes ist der Kampf mit Artgenossen. Über Duftdrüsen an der Stangenbasis markiert der Rehbock außerdem sein Revier.

Bei Rehböcken, die mindestens das erste Lebensjahr abgeschlossen haben, fällt das Geweih jährlich in der Zeit von Oktober bis Dezember ab und beginnt unter einer nährenden Basthaut sofort neu zu wachsen. Das Wachstum endet im Frühjahr, wenn die Basthaut abstirbt und vom Bock durch Fegen an Büschen und jungen Bäumen abgestreift wird.

RehBehaarung

Das Fell der Rehe ist im Sommer braun-rot bis rot bis fahlgelb. Die Innenseite der Läufe und der Unterbauch sind heller und der Bereich um den After, der sogenannte Spiegel, ist gelblich-weiß. Der Übergang vom Sommer- zum Winterfell erfolgt im Frühherbst. Im Winter sind Rehe eher hell- bis dunkelgrau und jedes einzelne Haar ist dann hohl, was der besseren Isolierung durch Lufteinschluss dient. Der Spiegel ist dann stärker ausgeprägt, wobei bei weiblichen Rehen ein deutlicher Haarbüschel, die sogenannte Schürze, zu erkennen ist. Der Spiegel hat dadurch bei weiblichen Tieren die Form eines Kleeblatts, bei männlichen Tieren ist er eher nierenförmig.

Vor allem im westlichen und mittleren Norddeutschland gibt es neben den normal gefärbten Tieren immer wieder schwarze Rehe. Im Sommer sind bei diesen Kopf, Nacken, Rumpf und oberer Teil der Läufe glänzend tiefschwarz, die Körperunterseite wirkt grauschwarz. Im Winter sind sie eher dunkelgrau.

RehLebensweise

Rehe sind sehr standorttreu und halten die Grenzen ihres Aktionsraums, zum Beispiel Feldränder, Wege, Straßen oder Hecken genau ein. Zur Reviermarkierung dienen ihnen Drüsen oberhalb der Hufe und den Rehböcken zusätzlich die Duftdrüsen auf der Stirn. Rehböcke besetzen ihre Territorien häufig über mehrere, aufeinanderfolgende Jahre. Die Ricken leben vor allem während der ersten Wochen nach der Geburt des Kitzes einzelgängerisch in einem kleinen Aktionsraum, den sie gegen andere Ricken verteidigen. Zu Beginn des Herbstes schließt sich Rehwild zu kleinen Verbänden, den Sprüngen, zusammen. Vor allem in der offenen Feldflur können diese Verbände aus Dutzenden Individuen bestehen.

Ökologische Rolle

Reh Lebensweise Ökosystem

Das Reh als Lebensraumgestalter

In ungestörten Ökosystemen ist die wichtigste Funktion des Rehs wohl die des Beutetieres für Wolf und Luchs. Doch auch das Aufschlagen des Waldbodens durch Rehböcke, das „Plätzen“ und das Scharren am Waldboden im Winter führt zu Bodenverwundung mit Folgen für das Ökosystem Wald: Die Humusauflage wird an diesen Stellen entfernt und der Rohboden freigelegt. Dies ist wiederum der notwendige Wuchsplatz für Pflanzensamen, die nur auf rohem Boden keimen wie zum Beispiel Birke, Kiefer oder Tanne.

Doch große Wildtiere wie Rehe erfüllen noch andere Funktionen: Ihr ausgefallenes Winterfell nutzen viele Vogelarten für den Nestbau. Abgeworfene Geweihstangen sind durch ihren hohen Kalzium- und Phosphorgehalt vor allem bei zahlreichen Nagetieren beliebt. Und auch der Tod hat seine Funktion: Die Kadaver von verendetem Wild dienen vielen Tierarten als Nahrung.

Nahrung

Reh grasend

Auf dem Speiseplan: Blätter und Kräuter

Rehe sind wie alle Hirscharten Wiederkäuer, die ihre Nahrung erst vollständig verdauen können, nachdem sie sie hochgewürgt und ein zweites Mal zerkaut haben. Im Gegensatz zu Rot- und Damwild bevorzugen Rehe ausschließlich leicht verdauliche Nahrung wie junge Gräser, Knospen, Kräuter und im Winter die grünen Blätter von Brom- und Himbeeren. Die meisten der von Rehen geschätzten Äsungspflanzen deuten auf einen hohen Stickstoffgehalt des Bodens hin und sind damit besonders eiweißreich. In der Feldflur fressen Rehe besonders gerne Raps, der vor allem im Frühjahr eine große Rolle in ihrer Ernährung spielt.

Ein etwa 20 Kilogramm schweres Reh braucht zwischen zwei und vier Kilogramm Grünmasse pro Tag. Von März bis Juli und von Anfang September bis Anfang November nehmen die Tiere stark an Gewicht zu. Die im Frühsommer aufgebauten Reserven werden während der Brunft im Juli und August wieder abgebaut und die im Herbst angelegten Reserven dienen der Überbrückung des Nahrungsmangels im Winter.

Fortpflanzung

Rehkitz im Gras

Im Sommer ist Brunftzeit

Die Brunft des Rehwildes findet bei uns etwa von Mitte Juli bis Mitte August statt. Wochen zuvor haben die Rehböcke bereits ihre Reviere markiert und gegen Eindringlinge verteidigt. Besonders intensiv ist dieses Territorialverhalten im Mai, wenn Imponier- und Drohgebärden bei gleich starken Böcken häufig im direkten Kampf mit dem Geweih enden. Die Brunftzeit der Ricken ist im Gegensatz zu den Rehböcken kurz und beginnt etwa 67 Tage nach der Geburt ihres Kitzes. Sie dauert nur jeweils etwa vier Tage. Rehböcke wittern paarungsbereite Ricken in ihrem Territorium und folgen ihnen manchmal über Tage. Die Böcke verlieren in dieser Zeit erheblich an Körpergewicht.

Nach der Paarung entwickelt sich das befruchtete Ei bei Rehen durch die sogenannte Keimruhe erst ab Dezember. Die Kitze kommen im darauffolgenden Mai und Juni zur Welt. Je nach Biotop bringen Ricken einzelne Kitze oder Zwillinge zur Welt, in seltenen Fällen Drillinge.

RehBedrohungen

Rehe sind in Deutschland nicht bedroht sondern gehören zu den Gewinnern in unserer Kulturlandschaft. Weil sie so zahlreich sind, werden bei uns jährlich über 1 Million Rehe erlegt. Allerdings sollte sich die Art der Jagd stärker den Bedürfnissen der Wildtiere anpassen - dazu gehören unter anderem kürzere Jagdzeiten , für die sich die Deutsche Wildtier Stiftung deutschlandweit einsetzt. Ein großes Tierschutzproblem ist außerdem die Verstümmelung von Rehkitzen unter den Messern der landwirtschaftlichen Mähmaschinen.

Tod auf der Straße

Straßenverkehr

Fast 200.000 Rehe fallen jährlich dem Straßenverkehr zum Opfer und sterben mitunter erst nach einigen Tagen qualvoll an ihren Verletzungen.

Tag für Tag werden bundesweit Jäger von der Polizei zu verletzten Wildtieren gerufen, um den Fangschuss zu setzen und die tierischen Unfallopfer von ihrem Leiden zu erlösen. Dabei lässt sich das Massensterben der Tiere auf Deutschlands Straßen minimieren. Wenn Autofahrer das Warnschild für Wildwechsel sehen, sollten sie die Straßenränder im Auge behalten und bremsbereit fahren. Dann lässt sich ein Wildunfall eher vermeiden. Besonders gefährlich sind die Übergangsbereiche zwischen Wald und Feld.

Toter Rehbock am Straßenrand

Kommt es zu einem Wildunfall, muss zunächst die Unfallstelle gesichert und dann in jedem Fall die Polizei gerufen werden. Ist das Tier geflohen, sollte sich der Autofahrer möglichst den Fluchtweg merken und ihn kennzeichnen. Ein angefahrenes Tier schleppt sich häufig noch in den Wald, wo es mitunter Tage lang leiden muss, ehe es stirbt. Mit einem dafür ausgebildeten Hund kann der herbeigerufene Jäger der Fährte des Wildes folgen und das Tier von seinem Leid erlösen. Bei Wildunfällen sollte sich der Mensch unbedingt vom verletzten Tier fernhalten, denn der Anblick eines Menschen wirkt keineswegs wie oft vermutet „tröstend“, sondern versetzt Wildtiere eher in Panik. Außerdem besteht eine Verletzungsgefahr für den Menschen; beispielsweise durch das Schlagen der Tiere mit den Läufen.

Unterm Messer

Intensivierung der Landwirtschaft

Rehe sind in Deutschland sehr häufig und müssen zum Glück nicht vor dem Aussterben geschützt werden. Allerdings existieren auch rund um diese häufige Art Konflikte durch die Landnutzung. Ein besonders dramatisches Problem ist das Verletzen und Töten von Rehkitzen während der Grünlandmahd, da der günstigste Termin zum Mähen in den Zeitraum der Jungenaufzucht der Rehe fällt. Rehkitze, die im Mai und Juni noch nicht vor nahenden Maschinen flüchten können, werden durch die Mähmaschinen verstümmelt und getötet.

Bedrohungen für den Reh

RehWas wir tun

Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich seit vielen Jahren für den Schutz von Wildtieren bei der Grünlandmahd ein. Wir sensibilisieren Landwirte für besonders schonende Mähverfahren und haben technische Lösungen auf unserem stiftungseigenen Gut Klepelshagen getestet. Die wirksamste Maßnahme zum Schutz der Wildtiere bei der Grünlandmahd ist jedoch ein späterer Mähtermin im Juli. Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich dafür ein, dass Landwirte, die ihre Flächen erst spät im Jahr mähen, einen finanziellen Ausgleich erhalten.

Einsatz gegen Mähtod

Artenschutzprojekte

Wir engagieren uns gegen den Mähtod von Wildtieren: Auf unserem stiftungseigenen Gut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern haben wir verschiedene Methoden getestet, die die Ricken dazu veranlassen sollen, kurz vor der Mahd ihre Kitze aus den betroffenen Wiesen zu führen. Gemeinsam mit ihren Partnern hat die Stiftung eine Broschüre zur Vermeidung des Mähtods von Wildtieren veröffentlicht , die kostenlos bei der Deutschen Wildtier Stiftung bezogen werden kann.

Praxisratgeber „Wildtierschutz bei der Mahd“

Die Broschüre „Wildtierschutz bei der Mahd“ können Sie hier bestellen.

Mit gutem Beispiel voran

Artenschutzprojekte

Auf unseren stiftungseigenen Flächen führen wir die Mahd des Grünlandes besonders wildtierfreundlich durch. Die wichtigste Maßnahme ist dabei ein später Mähtermin – und zwar nach dem 1. Juli! So verzichten wir zwar auf einen frühen ersten Schnitt und damit auf besonders wertvolles Mähgut. Dafür sind im Juli die meisten Rehkitze groß genug, um vor den für sie lebensgefährlichen Mähmaschinen zu flüchten.

Projekte

Viele Projekte der Deutschen Wildtier Stiftung kommen Rehwild zugute. Denn überall dort, wo sich die Stiftung für den Lebensraum von Schreiadler, Feldhamster oder Feldhase einsetzt, leben Rehe. Einen besonders positiven Effekt für Rehwild hat das Projekt „Bunte Biomasse“. Der Aufwuchs artenreicher Wildpflanzenmischungen bietet den Rehen vor allem in der kalten Jahreszeit Nahrung und Deckung in ihrem ansonsten eher kahlen und kargen Lebensraum.

Mohn am Wegesrand

Bunte Biomasse

Im Netzwerk Lebensraum Feldflur wollen wir Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen mit Natur- und Artenschutzzielen vereinen.

Zum Projekt
Reference Error
Reference Error

Blogbeiträge

© imageBROKER.com / Willi Rolfes

Achtung, Wildwechsel!

Im Sommer lässt das sprichwörtlich scheue Reh alle Hemmungen fallen: Während der Paarungszeit zwischen Mitte Juli und Mitte August ist der...

Zum Artikel
Wald in Klepelshagen (MV) Foto: Calvi

Bäume statt Bambi?

Wie viel Wild verträgt der Wald? Ein neues Bundesjagdgesetz sieht unter anderem vor, junge Bäume gegen Wildverbiss zu schützen. Darum soll die Zahl...

Zum Artikel
reh-auf-waldlichtung-in-sh-_-imagebroker-gerken-ernst

Das Reh als Sündenbock

Das Zusammenspiel von Pflanzen und Wildtieren im Lebensraum Wald ist vielschichtig. Wie kann ein modernes Bundesjagdgesetz aussehen? Die Deutsche Wildtier Stiftung nimmt Stellung.

Zum Artikel

RehHelfen

Wir setzen uns dafür ein, dass Rehe in Deutschland ihrer natürlichen Lebensweise nachgehen können. Mit Ihrer Spende können Sie uns dabei unterstützen.

helfen_reh_was-wir-tun-koennen

Reh - Stoppt den Mähtod

Rehe sind in Deutschland sehr häufig und müssen zum Glück nicht vor dem Aussterben geschützt werden. Allerdings existieren auch rund um diese häufige Art Konflikte durch die Landnutzung. Ein besonders dramatisches Problem ist das Verletzen und Töten von Rehkitzen während der Grünlandmahd, da der günstigste Termin zum Mähen in den Zeitraum der Jungenaufzucht der Rehe fällt. Rehkitze, die im Mai und Juni noch nicht vor nahenden Maschinen flüchten können, werden durch die Mähmaschinen verstümmelt und getötet.

Jetzt spenden