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Volkswagen Das Ringen um China

Das große Wechselspiel in der Volkswagen-Spitze nimmt weitere Formen an. Lkw-Vorstand Jochem Heizmann soll nach Informationen von manager magazin online den prestigeträchtigen China-Chefposten übernehmen. Verlierer der Rochade ist der bisherige Aufseher über das Geschäft im Reich der Mitte.
VW sortiert seine Leute neu: Heizmann ist als Lkw-Vorstand umstritten, Scania-Chef Östling soll die Trucksparte jetzt auf Vordermann bringen

VW sortiert seine Leute neu: Heizmann ist als Lkw-Vorstand umstritten, Scania-Chef Östling soll die Trucksparte jetzt auf Vordermann bringen

Foto: Sean Gallup/ Getty Images

Hamburg - Jochem Heizmann, bislang im Vorstand für das Lkw-Geschäft verantwortlich, solle Karl-Thomas Neumann als China-Chef ablösen, heißt es in Konzernkreisen. Die Rolle des China-Verantwortlichen erhält künftig Vorstandsrang.

Heizmann galt in seiner alten Position schon seit langem als umstritten. Als Lkw-Vorstand sollte er den Aufstieg von Volkswagen zum führenden Truckhersteller lenken. Diese Rolle übernimmt jetzt Scania-Chef Leif Östling.

Der Konzern hatte im Laufe der vergangenen Jahre die Mehrheit an den Nutzfahrzeugunternehmen Scania und MAN übernommen. Heizmann war es indes kaum gelungen, diese lange verfeindeten Unternehmen und VWs ebenfalls eher widerstrebende eigene Nutzfahrzeugsparte zu einer vernünftigen Kooperation zu bewegen. In den Konzernzentralen in Södertälje und München hieß es immer wieder, Heizmann werde von Scania-Chef Östling und seinem MAN-Kollegen Georg Pachta-Reyhofen nicht für voll genommen.

Heizmanns Manko: Er gilt als Fertigungsspezialist, hatte zuvor als Produktionsvorstand bei Audi und im Konzern gearbeitet. Wie als Lkw-Vorstand hatte er allerdings auch als Produktionschef in Wolfsburg nicht mehr überzeugt - und den Rückhalt im Aufsichtsrat verloren, insbesondere beim Salzburger Konzernpatriarchen Ferdinand Piëch.

Winterkorn bot Neumann Position als Entwicklungschef an

Für Heizmann weichen müsste jetzt Karl-Thomas Neumann. Piëch und Konzernchef Martin Winterkorn hatten den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Zulieferers Continental nach dessen Ausscheiden in Hannover zu Volkswagen geholt. Er galt vielen intern als Anwärter für höhere Aufgaben. Jetzt ist seine Zukunft ungeklärt. Winterkorn habe ihm angeboten, als Entwicklungschef zu Skoda zu gehen, heißt es im Unternehmen.

In Tschechien hätte Neumann die Nachfolge von Eckhard Scholz angetreten, der künftig Wolfgang Schreiber als Chef der leichten Nutzfahrzeuge ersetzt. Harald Ludanek, vor Scholz Entwicklungschef bei Skoda, soll künftig von Wolfsburg aus die Nutzfahrzeugentwicklung koordinieren. Neumann lehnte zunächst ab. Selbst sein Abschied sei möglich, heißt es in Wolfsburg.

Der Wechsel zu Skoda hätte für Neumann einen bitteren Beigeschmack: Der Umzug nach Tschechien würde seine Aufstiegshoffnungen wohl jäh beenden. Nicht nur wegen der Aufwertung Chinas zum Vorstandsressort gilt die dortige Chefposition als erheblich wichtiger als der angebotene Job bei Skoda. Volkswagen hat in der Volksrepublik 2011 rund 2,25 Millionen Autos verkauft. Internen Prognosen zufolge könnte der Absatz bis 2020 sogar auf fünf Millionen Fahrzeuge pro Jahr wachsen. China ist damit für den Konzern der mit Abstand wichtigste Markt.

Dazu kommt: Neumanns neuer Chef wäre ausgerechnet Winfried Vahland. Der war nicht nur Neumanns Vorgänger als China-Chef. Er gilt konzernintern auch als Rivale um künftige Toppositionen.

Noch aber ist Neumanns Zukunft offen. Wenn die Aufsichtsgremien des Konzerns am heutigen Freitag die zahlreichen Wechsel - insgesamt geht es um mehr als 30 Toppositionen - diskutieren, dürfte der ehemalige Conti-Chef eines der wichtigsten Themen sein.