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Fußball-Bundesliga Internationaler Finanzinvestor KKR steigt bei Hertha BSC ein

Hertha BSC löst auf einen Schlag seine Finanzprobleme: Der Finanzinvestor KKR glaubt an ein internationales Potential des Bundesligisten und beteiligt sich nach SPIEGEL-Informationen mit vielen Millionen Euro am Hauptstadtclub.
Von Isabell Hülsen und Jörg Kramer
Jubelnde Hertha-Profis: Schuldenfreier Haupstadt-Club

Jubelnde Hertha-Profis: Schuldenfreier Haupstadt-Club

Foto: Boris Streubel/ Bongarts/Getty Images

Erstmals beteiligt sich ein Finanzinvestor an einem deutschen Fußball-Bundesliga-Club. Das weltweit agierende Private-Equity-Unternehmen KKR erwirbt nach Informationen des SPIEGEL knapp zehn Prozent am Hauptstadtclub Hertha BSC. Insgesamt beläuft sich das Investment auf gut 60 Millionen Euro, die strategische Partnerschaft ist auf mindestens sieben Jahre angelegt.

KKR, einer der weltgrößten Finanzinvestoren, hat dem Vernehmen nach die Möglichkeit, seinen Anteil auf 33 Prozent aufzustocken. Herthas Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller bestätigte den Abschluss des Geschäfts auf Anfrage: "Wir setzen gemeinsam mit KKR auf Wachstum."

KKR wird einen Sitz im Aufsichtsrat in der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA bekommen, der Profi-Fußball-Tochter des Vereins, darüber hinaus hat der Investor dem Vernehmen nach keinerlei Einfluss auf sportliche und wirtschaftliche Entscheidungen des Fußball-Unternehmens verlangt.

Hertha BSC wird mit dem Geld aus dem Verkauf an KKR seine Kredite von knapp 37 Millionen Euro größtenteils zurückzahlen. Darüber hinaus wird der Club Marketing-, TV- und Catering-Rechte zurückkaufen.

In den vergangenen Jahren hatte Hertha diverse Rechte verkauft oder verpfändet, um langfristig zu erwartende Einnahmen schon vorzeitig zu Geld zu machen. Mit dem Rückkauf der Rechte soll der Club seine Ertragssituation aus eigener Kraft verbessern und sich Jahr für Jahr einen finanziellen Freiraum von einigen Millionen Euro verschaffen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte der Verein gut sieben Millionen Euro Verlust gemacht. Sport-Geschäftsführer Michael Preetz sagte: "Wir werden nicht abheben, wir bleiben der gleiche Verein, wir behalten unsere Philosophie und setzen weiter auf unsere Nachwuchsakademie."

Für die Bundesliga ist der Deal ein Novum und zugleich ein Testfall: Bisher hatten Mäzene wie Dietmar Hopp bei der TSG Hoffenheim in deutsche Clubs investiert oder Unternehmen wie Adidas oder Audi beim FC Bayern München, die zugleich Sponsor sind. KKR kalkuliert offenbar damit, dass Hertha international Aufholpotential hat - sportlich wie finanziell. Das Unternehmen erhofft sich zudem einen positiven Effekt aus der Hauptstadtpräsenz des Clubs.