In zwei Jahren ist der 137 Meter hohe Schornstein weg, das steht schon fest. Aber noch überragt er die wohl jüngste Industrieruine Deutschlands: das Kraftwerk Moorburg, das erst 2015 im Beisein von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz feierlich eingeweiht wurde.

Damals galt Moorburg als modernstes Kohlekraftwerk der Welt. Bis zu 80 Prozent des Hamburger Strombedarfs sollte es decken. Heute steht hier alles still, das Gelände ist leer und besenrein gefegt. Frisch lackierte und blank geputzte Rohrleitungen winden sich über die 23 Hektar große Fläche; Förderbänder, Hafenkräne und Drucktanks stehen noch da, ein gewaltiger Kühlturm und zwei riesige Kohlebunker – alles wirkt, als müsste nur ein Schalter umgelegt werden, um wieder in Betrieb zu gehen, wieder wie zu Spitzenzeiten täglich 10.000 Tonnen russische Steinkohle zu verfeuern.