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Der Altbundeskanzler und ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Hamburg.

Redaktion und Verlag nehmen mit Trauer und großer Dankbarkeit Abschied von Helmut Schmidt: "Als Herausgeber der ZEIT, zeitweise auch als ihr Verleger und Geschäftsführer, hat er 32 Jahre lang über die Geschicke unseres Blattes gewacht. Wir verlieren einen scharfsinnigen Ratgeber, einen verlässlichen Wegbegleiter und guten Freund. Wir werden Helmut Schmidt unendlich vermissen."

Schmidt hat die deutsche Politik geprägt wie kaum ein anderer, zunächst als Senator und Minister, dann als Bundeskanzler. Seinen Ruf als erfolgreicher Krisenlenker und Pragmatiker erwarb er sich als Hamburger Innensenator, als er während der Sturmflut von 1962 die Rettungsmaßnahmen organisierte: Ohne verfassungsrechtliche Befugnis forderte er damals Hubschrauber der Bundeswehr und der Royal Air Force an, um Menschen aus dem Katastrophengebiet retten zu können.

Vier Jahre später war er mit Willy Brandt an der Bildung der ersten Großen Koalition der Bundesrepublik beteiligt, 1967 wurde er Fraktionsvorsitzender der SPD. 1969 wurde er unter Bundeskanzler Brandt und seiner sozialliberalen Koalition Verteidigungsminister. Kurz vor der Bundestagswahl 1972 übernahm er das Finanz- und vorübergehend auch das Wirtschaftsministerium.

DIE ZEIT widmet Helmut Schmidt eine Sonderausgabe als Teil der Ausgabe Nr. 46 vom 12.11.2015. Wegbegleiter erinnern an den Staatsmann und ZEIT-Herausgeber.

Als Brandt 1974 im Zuge der Guillaume-Affäre zurücktreten musste, wählte die SPD-FDP-Koalition Schmidt zum Bundeskanzler. Seine Regierung sah sich mit zahlreichen außen- und innenpolitischen Krisen konfrontiert. Doch kam die Bundesrepublik unter seiner Führung relativ gut durch den weltweiten wirtschaftlichen Abschwung und die Ölkrisen der 1970er Jahre. Es war der Terror der Rote Armee Fraktion (RAF), der ihm die schwierigsten Entscheidungen seiner Amtszeit abverlangte. Darf sich der Staat von Terroristen erpressen lassen? Diese Frage stellte sich, als 1977 die Lufthansa-Maschine Landshut nach Mogadischu entführt wurde und die RAF mit der Ermordung des Arbeitgeber-Präsidenten Hanns Martin Schleyer drohte, um RAF-Gefangene freizupressen. Schmidt entschied sich dagegen. Er ließ das Flugzeug durch ein GSG-9-Kommando befreien, woraufhin die RAF Schleyer ermordete.

Auf Distanz zu Schmidt gingen seine Partei und Teile der Bevölkerung zwei Jahre später, als er den Nato-Doppelbeschluss durchsetzte, der die Stationierung von Mittelstreckenraketen auch in Westdeutschland vorsah. 1982 scheiterte die sozialliberale Koalition, durch ein konstruktives Misstrauensvotum wurde Helmut Kohl zu seinem Nachfolger als Bundeskanzler gewählt.

Nur wenig später gewann der Gründungsverleger der ZEIT, Gerd Bucerius, Schmidt als Herausgeber der Wochenzeitung. Mehr als 32 Jahre blieb er es. Bis zuletzt bereicherte er die Redaktion mit seinen Analysen, Kommentaren und Interviews zum aktuellen Weltgeschehen.

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Im Gedenken an Helmut Schmidt - "Ich bin kein Vorbild" Der Altbundeskanzler und ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt ist tot. Er starb heute im Alter von 96 Jahren. ZEIT ONLINE hat seine besten Zitate aus den vergangenen Jahren zusammengestellt.