100 Mio Euro Miese: Wie pleite ist der HSV?

Neue Stadion-Schulden, Profis zu teuer, Fan-Anleihe hilft bei Lizenz

Von: Von KAI-UWE HESSE

100 000 000 EURO.

Ein unglaubliche Summe. Besonders für den HSV. Denn so viele Miese hat der Klub inzwischen angesammelt.

Neue Schulden, seit drei Jahren immer wieder negative Ergebnisse (insgesamt über 20 Mio) und eine zu teure Mannschaft, die sich der Verein eigentlich nicht mehr leisten kann. Jetzt gibt‘s die Quittung.

100 Mio Miese – wie pleite ist der HSV?

BILD hakte nach.

Die Fakten: Zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres weist die Bilanz 99,58 Millionen Euro Verbindlichkeiten auf. Nach 83,67 Mio im Vorjahr.

Die größten Brocken:

► 42 Millionen hat der Klub (Bau-)Schulden bei Banken. Darunter auch ein frischer Acht-Mio-Kredit, der mit dem Stadion abgesichert ist. Die Verbindlichkeiten für die vereinseigene Arena belaufen sich auf 39,3 Mio. Der Großteil (31,7 Mio) wird bis 2018 fällig. ► 17,5 Mio pumpte sich der HSV bei seinen Anhängern für eine Anleihe zum Bau eines neuen Nachwuchszentrums im Volkspark (Start bis Sommer).

► 8 Mio lieh sich der Klub bei Gönner Klaus-Michael Kühne, um die Ablöse für Rafael van der Vaart (2012 von Tottenham) stemmen zu können.

► 11,4 Mio muss Hamburg bei anderen Klubs an Transferraten noch abstottern.

BILD fragte den Vorsitzenden Carl E. Jarchow (58): Wie bedrohlich ist die Situation für den HSV?

Jarchow: „Das Wort bedrohlich trifft nicht zu. Die Finanzlage ist so, dass wir unserer Maßgabe folgen und in den nächsten Jahren ein ausgeglichenes Ergebnis schaffen müssen. Dieses Jahr sind wir auf einem guten Weg

Und: „Die DFL bekommt für die Lizensierung alle Zahlen. Wir haben keinerlei Auflagen bekommen.“

Da profitiert der Klub insbesondere von seiner Fan-Anleihe, die für Liquidität sorgt. Allerdings sind in der Bilanz von 17,5 Mio nur 9,24 Mio als liquide Mittel vermerkt.

Klar – das Geld ist zweckgebunden. Aber: Zwischenzeitlich haben die HSV-Bosse einen Teil verwendet, um Löcher zu stopfen.

Warum kriegt der HSV seit Jahren seine Finanz-Krise nicht in Griff?

Da gibt es zwei entscheidende Punkte.

► Ohne Europa-Pokal kann sich der Klub die Gehälter der Profis (zuletzt 44,47 Mio statt der angestrebten 40 Mio) nicht leisten. Jarchow: „Von dem Gehalts-Niveau runterzukommen, geht wegen der Vertrags-Laufzeiten nicht in ein, zwei Jahren. Das ist unser Hauptproblem.“ Ladenhüter wie Kacar, Rajkovic, Mancienne und Tesche waren nicht an den Mann zu bringen.

► In der sportlichen Krise im Sommer/Herbst 2012 gönnte sich der Klub kurz vor Transferschluss van der Vaart (13 Mio) und Jiracek (4 Mio/Wolfsburg) – obwohl kein Geld da war. Jarchow: „Ohne die beiden hätten wir in der abgelaufenen Saison ein ausgeglichenes Ergebnis.“

So gab es neue Schulden – aber auch keinen Abstieg...

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