Bei ARD und ZDF lässt sich die Tonspur „Klare Sprache“ einstellen. Mit ihr sollen Dialoge im Fernsehen verständlicher sein. Wir haben geprüft, ob es etwas bringt.
Tatort im Ersten am Sonntagabend: Schreie, Schüsse, dramatische Hintergrundmusik – aber was hat der Kommissar gerade dem Täter zugerufen? Kein Wort verstanden! In TV-Spielfilmen und -Serien werden Gespräche der Schauspieler oft von zu lauten Nebengeräuschen übertönt.
ARD und ZDF haben das Problem erkannt: Die Fernsehsender bieten in ihren HD-Programmen die zusätzliche Tonspur „Klare Sprache“. Sie soll Nebengeräusche vermindern, so dass man das Gesagte besser versteht. Einstellen lässt sich die sprachoptimierte Tonspur am Fernseher oder Receiver. Wir haben sie getestet.
Eine KI erzeugt die Tonspur in Echtzeit
Mithilfe von künstlicher Intelligenz wird aus der vorhandenen Tonspur in Echtzeit eine neue erzeugt – also während der Film oder die Serie gerade im Fernsehen läuft. Ein Algorithmus trennt die Sprache von den übrigen Geräuschen, rückt sie akustisch in den Vordergrund und die Nebengeräusche in den Hintergrund.
Der Unterschied ist klar zu hören
Ergebnis unseres Tests: Durch die alternative Tonspur ist die Sprache tatsächlich besser zu verstehen. Obwohl sie hervorgehoben wird, wirkt sie nicht unnatürlich oder übertrieben. Musik, Hintergrund- und Nebengeräusche sind weiter zu hören, nur viel leiser.
Wermutstropfen: Die Einstellung im TV-Menü ist abhängig vom jeweiligen Fernseher oder Receiver und nicht leicht zu finden. Auch die Tonspur selbst heißt je nach Fernsehgerätehersteller anders und selten „Klare Sprache“. Praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Einrichtung auf Fernsehern und Receivern gängiger Hersteller liefert die Webseite ard-digital.de/klaresprache-geraete.
Klappt teils auch bei den Dritten
Die sprachoptimierte Tonspur steht auch in den dritten Programmen der ARD wie dem MDR, WDR, BR, NDR oder RBB zur Verfügung. Außerdem bei ZDFinfo, ZDFneo und 3sat. Wichtig: Egal ob ARD, ZDF oder Dritte – es muss die HD-Version des Senders sein.
Das Angebot lässt sich über Kabel, Satellit, Antenne (DVB-T2 HD) und Internet nutzen. Eingeschränkt ist es via DVB-T2 HD bei vielen dritten Programmen, denn „Klare Sprache“ lässt sich bei ihnen nicht in jedem Sendegebiet aktivieren. Berliner können die Tonspur zum Beispiel nicht beim Bayrischen Rundfunk hören, bayerische Zuschauerinnen und Zuschauer aber schon. Was in welchem Sendegebieten geht und Informationen rund um die spezielle Tonspur veröffentlicht die ARD im Internet.
Nur selten für Filme in der Mediathek verfügbar
„Klare Sprache“ funktioniert, während eine Sendung live ausgestrahlt wird. Nur ganz wenige Filme oder Serien lassen sich bisher in der Mediathek nachträglich damit ansehen.
Tipp: Ausprobieren können Sie die alternative Tonspur am einfachsten über den Internet-Livestream von ARD und ZDF auf dem Tablet oder Smartphone. Gehen Sie auf ardmediathek.de/live oder zdf.de/live-tv und wählen Sie unten rechts im Bild unter den Spracheinstellungen „Klare Sprache“ aus.
test-Fazit: Hilfreiche Funktion mit kleinem Haken
Mit der Tonspur lässt sich Sprache in Filmen und Serien besser verstehen. Davon profitieren nicht nur Zuschauer mit eingeschränktem Hörvermögen, sondern alle, denen die Nebengeräusche zu laut sind. Manko: Das Einrichten am Fernseher oder Receiver ist wenig intuitiv.
Tipp: Testergebnisse zu mehr als 200 erhältlichen Fernsehern gibt es im Fernseher-Test der Stiftung Warentest. Wir haben auch Hilfsmittel getestet, die das Fernsehen zum Beispiel im Alter einfacher machen. Hier geht es zum Test von Hörverstärkern & Co.
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Idee sehr gut, Umsetzung mangelhaft.
Sollte man die Einstellung finden und aktivieren können, bekommt man einen mit digitalen Algorithmen verschnippelten Tonbrei, der bei den leider zusätzlich immer schlechter artikulierenden Schauspielern nicht genießbar ist. Hört sich ähnlich an wie eine sehr mies aufgelöste MP3-Aufnahme. Schade, drei Mal getestet und wieder abgeschaltet. Denn das ewige Hintergrund- Gewabere in den Filmen nervt mich unendlich.
Gut wäre es, schon bei der Abmischung die Sprach-Tonspuren VOR der Postproduktion anzuheben, das wäre mal eine Prima Aktion.
Es ist noch viel "schlimmer": Man muss die Einstellung nicht nur jedes Mal überprüfen, wenn man den Sender wechselt (z. B. von ARD zu ZDF), sondern auch wenn beim gewählten Sender eine neue Sendung beginnt. So kann bei einer Sendung auf dem entsprechenden Tonkanal "klare Sprache" liegen und bei der folgenden Sendung der Originalton (z.B. Englisch). Die anderen Tonkanäle sind dann mit der deutschen Fassung und der Audiobeschreibung für Sehbehinderte belegt. Der Algorithmus scheint bei jedem Sendungsbeginn wieder in die Ausgangsstellung zurück zu schalten.
@henninglange: Vielen Dank! Die Tonspur muss in der Regel jedes Mal neu eingestellt werden. Weitere Informationen auch zu gerätespezifischen Optionen finden Sie auf den Seiten von ARD oder ZDF.
Die Möglichkeit von individuellen Einstellung an TV und Co ist schlicht zu verwirrend. Wer macht sich schon die Mühe alle diese auszutesten. Daher vielen Dank für den Schnelltest in Heft 01/2024. Eine Frage hätte ich jedoch noch dazu. Die einmalige Einstellung am Gerät wirkt grundsätzlich bei jedem Sender soweit er diese Tonspur anbietet? Vielen Dank und dem gesamten Team und Ihren Lieben von "Test" und "Finanztest" für 2024 eine "eiserne" Gesundheit, viiiiel Glück und im persönlichen als auch privaten Alltag viel Erfolg.
Henning Lange aus Quedlinburg
Ich bin - als IT-Profi - nun wirklich kein Gegner von KI. Doch hier ist wirklich fraglich, weshalb nicht stattdessen die Filme von vornherein richtig abgemischt werden. Der Trend zu immer lauteren Außengeräuschen ist seit Jahren zu merken. Da sollte angesetzt werden.