Interview mit Audi-Chef Rupert Stadler: „Wir wollen die Nr. 1 werden“

Von: Von K. BREUER u. CH. MARTENS

Berlin – Vom verstaubten Alt-Herren-Auto zur absoluten Nobel-Marke! Seit sechs Jahren ist Rupert Stadler (49) Audi-Chef, eilt seit dem von Rekord zu Rekord. In China haben die Ingolstädter Autobauer in den ersten zehn Monaten des Jahres schon den Rekordabsatz vom Vorjahr getoppt, verkauften dort 332 959 Autos, ein Plus von 31,2 %."

BILD: Wo sind beim Audi die Klo-Rollen mit Häkel-Mütze auf der Hutablage geblieben?

Rupert Stadler: „Die sind zusammen mit dem Wackel-Dackel in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Ich habe aus Kindheitstagen ein anderes Bild im Kopf. Mein Vater fuhr einen weinroten Audi 80. Sehr schick damals. Was Marke und Produkt angeht, war Audi früher eine brave und fast ausschließlich auf Deutschland konzentrierte Marke. Heute ist Audi sportlich, hochwertig, zukunftsorientiert, technologiegetrieben und auf allen internationalen Märkten zu Hause.“

BILD: Wie kriegt man so einen Imagewandel hin?

Stadler: „Durch sehr lange und zähe Arbeit. Audi war ein ungeschliffener Diamant, den man an den richtigen Ecken schleifen und polieren musste, um daraus ein Juwel zu machen. Die Mannschaft war seit den 80er Jahren davon beseelt, im Premium-Geschäft zu Hause zu sein. Damit begann ein Weg, der vermutlich niemals zu Ende sein wird. Wir arbeiten jeden Tag mit Leidenschaft und Willen daran, voranzukommen und besser zu werden.“

BILD: Welchen Anteil trägt VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch am Erfolg von Audi?

Stadler: „Er war in seiner Zeit als Audi-Chef der Initialzünder und Impulsgeber unseres heutigen Markenerfolgs. Als VW-Chef war er Forderer und Förderer aller Marken im Konzern. Ich glaube , dass er auf Audi immer ein besonderes Auge geworfen hat und das auch noch heute tut. Ihm liegt unsere Marke sehr am Herzen, genauso wie VW-Chef Martin Winterkorn.“

BILD: Sie machen seit 6 Jahren den Job, wie motivieren Sie sich?

Stadler: „Erfolg darf nicht zu Selbstzufriedenheit führen. Wir stehen mit beiden Beinen auf der Erde. Am ersten Januar stehen die Zähler wieder auf Null und das Rennen beginnt von Neuem. Jeden Erfolg muss man sich knallhart erarbeiten. Wer sich zurücklehnt, hat verloren. Außerdem bin ich begeisterter Überzeugungstäter.“

BILD: Wie steckt Audi die Absatzkrise in den Euro-Ländern weg?

Stadler: „Wir sind global aufgestellt. Weltweit wächst der Automobilmarkt weiter. Viele Hersteller, die nur in Europa Autos verkaufen, sind stark betroffen. Trotz Gegenwind wachsen wir auch in Europa. Das heißt, unsere Produkte kommen an.“

BILD: Ist Audi das neue BMW?

Stadler: „Nein, Audi ist Audi. Wir haben vielleicht ähnliche Ziele. Wir wollen zum Beispiel bis 2020 die Premium-Marke Nummer 1 werden und sind schon heute in Schlagdistanz zu den Kollegen aus München. Das hätte uns noch vor einigen Jahren niemand zugetraut.“

BILD: Machen Ihnen Angebote wie Carsharing das Neuwagengeschäft bei jungen Leuten kaputt?

Stadler: „Wer einen Premiumwagen kauft, will ihn nicht teilen. Da geht es eher darum, je nach Wunsch und Bedarf das passende Modell zur Verfügung zu haben: das Cabrio für schönes Wetter, den A8 für lange Strecken, den Q7 für's Ski-Wochenende mit der Familie. Wir denken und arbeiten in diese Richtung.“

BILD: Wird Autofahren angesichts steigender Sprit-Kosten zum Luxus?

Stadler: „Unsere Verbrauchskurve geht seit Jahren nach unten. Wir arbeiten ständig daran, den Verbrauch zu reduzieren. Und wir werden in naher Zukunft Alternativen anbieten, zum Beispiel Erdgas-Autos oder Autos mit Plug-In-Hybriden, die sich an der Steckdose aufladen lassen.“

BILD: Ist der einstige Hoffnungsträger, das Elektro-Auto , schon wieder tot?

Stadler: „Auf keinen Fall! Klar, bei Reichweite, Preis und Lade-Infrastruktur gibt es noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Aber da dürfen wir nicht den Kopf in den Sand stecken. Wir sind ja gerade erst gestartet. Die Vorgabe von einer Million Elektro-Autos bis 2020 in Deutschland, das ist eine Orientierungsgröße für alle, die sich an der Reise in die Zukunft beteiligen.“

BILD: Einparkhilfe, Brems-Assistent, Spur-Unterstützung – sind Autos bald schlauer als ihre Fahrer?

Stadler: „Ist ein Computer schlauer als der Mensch? Sicher nicht, er ist schneller beim Rechnen. Und so ist das auch mit den Assistenzsystemen. Sie unterstützen den Fahrer in Punkto Komfort und Sicherheit maßgeblich. Der Mensch bleibt immer der Chef der Technik.“

BILD: Wann können Autos fliegen?

Stadler: „Autos fliegen nur bei James Bond. Für Audi gilt, mit beiden Beinen auf der Erde und vier Rädern auf der Straße.“

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