Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen exklusiv in BILD: „In einigen Fällen ist das rechte Maß verloren gegangen“

Von: Von K. BREUER

Frankfurt – Es sind die härtesten Vorwürfe in seiner langen Karriere. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Co-Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen (64) wegen schwerer Steuerhinterziehung. In BILD nimmt er Stellung:

BILD: Was sagen Sie zu den Vorwürfen?

Jürgen Fitschen: „Die Vorwürfe haben mich erschüttert. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie sich als unbegründet erweisen werden. In meinem über 40-jährigen Berufsleben bin ich den Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns stets treu geblieben. Insofern fühle ich mich ungerecht behandelt und werde mich auch dagegen wehren. Natürlich werde ich wie die gesamte Deutsche Bank die Aufklärung nach allen Kräften weiter unterstützen.“

BILD: Wer trägt die Schuld an den Problemen der Deutschen Bank?

Fitschen: „Es steht außer Frage, auch bei der Deutschen Bank sind Fehler passiert. Die Kritik richtet sich zurzeit aber auch gegen die gesamte Bankbranche. Einiges daran ist berechtigt, anderes nicht. In dem Bestreben, als deutsche Bank auch international erfolgreich zu sein, hat mein Institut sich auch auf neue Märkte und Produkte konzentriert. Dabei ist in einigen Fällen das rechte Maß verloren gegangen. Wir sind angetreten mit dem festen Willen, Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu korrigieren.“

BILD: Wieso gerät Deutschlands Vorzeigebank immer wieder in die Schlagzeilen?

Fitschen: „Die Deutsche Bank ist in Deutschland das Symbol für die gesamte Branche. Natürlich stehen wir damit besonders im Rampenlicht.“

BILD: Warum haben Sie die rechtlich umstrittene Steuererklärung überhaupt unterschrieben?

Fitschen: „Ich habe die Unterschrift geleistet, nachdem ich mir den Sachverhalt habe erläutern lassen. Meine Unterschrift spiegelt somit meinen damaligen Wissensstand wider.“

BILD: Wieso haben Sie, obwohl ein Ermittlungsverfahren bereits lief, dieser Form der Versteuerung überhaupt noch zugestimmt?

Fitschen: „Sofort als für uns erkennbar war, dass wir betrügerischen Kunden aufgesessen sind, haben wir die Steuererklärung korrigiert. Was mir ganz wichtig ist: Es ist zu keinem Zeitpunkt unrechtmäßig Steuergeld an die Deutsche Bank zurückgezahlt worden.“

BILD: Wie sehr schaden die verschiedenen Ermittlungsverfahren dem Ruf der Bank?

Fitschen: „Die Vorwürfe wiegen schwer und belasten uns alle. Wir werden alles tun, um sie zu entkräften. Die Menschen in unserer Bank machen für ihre Kunden eine gute Arbeit, und die Kunden wissen das und sagen es uns auch. Wir bekommen auch viel Unterstützung.“

BILD: Wie können Sie jetzt noch glaubhaft für einen Kulturwandel der Bank stehen?

Fitschen: „Gemeinsam mit meinem Co-Vorsitzenden Anshu Jain haben wir bereits entschlossene Maßnahmen ergriffen, die Kultur in der Bank positiv zu verändern. Denken Sie an die Einrichtung des unabhängigen Gremiums, das die Gehaltsstrukturen in der Deutschen Bank überprüft. Weitere Schritte werden folgen. Ich bleibe dabei: Nicht jedes Geschäft, das erlaubt ist, ist auch moralisch in Ordnung.“

BILD: Treten Sie zurück?

Fitschen: „Dafür sehe ich keinen Grund. Jetzt werden wir die Ärmel noch weiter hochkrempeln, um unseren Wandel zügig voranzutreiben.“

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