Nach der Razzia in der Deutschen Bank :
Fitschen bedauert Anruf bei Bouffier

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Jürgen Fitschen bittet um Entschuldigung
Nach der Razzia in der Deutschen Bank protestierte deren Chef Jürgen Fitschen beim hessischen Ministerpräsidenten. Das löste viel Kritik aus, auch von Seiten des Richterbundes. Nun bedauert er das im Interview.

Der Co-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, hat persönlich auf die harsche Kritik an seinem Telefonanruf beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier reagiert. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Mittwochsausgabe) beteuert Fitschen, dass er sich mit seinem Anruf im Anschluss an die Razzia in der vergangenen Woche nicht über das Gesetz habe stellen wollen.

„Die Unabhängigkeit der Rechtspflege ist auch für mich ein hohes Gut. Sollte mein Anruf in der Öffentlichkeit zu einem falschen Eindruck geführt haben, möchte ich mich dafür ausdrücklich entschuldigen“, sagte Fitschen der F.A.Z. „Mein Anruf erfolgte mit guten Absichten.“ Es sei ihm lediglich darum gegangen, seine tiefe Betroffenheit über die Wahrnehmung der Vorgänge im Ausland auszudrücken.

Fitschen sieht Glaubwürdigkeit als Bankenpräsident nicht gefährdet

Zu der Frage, ob die Deutsche Bank im Zusammenhang mit den Untersuchungen wegen eines Steuerbetrugs im Handel mit CO2-Zertifikaten E-Mails vernichtet habe, wollte Fitschen nicht Stellung nehmen. „Wir prüfen die Vorwürfe und kooperieren vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden.“ Wegen der laufenden Untersuchung wolle er aber keine näheren Angaben machen.

Seine Glaubwürdigkeit als künftiger Präsident des Bundesverbands deutscher Banken sieht Fitschen durch die Ermittlungen nicht beschädigt. „Das sehe ich nicht“, sagte Fitschen der F.A.Z.: „Trotz der vielfach geäußerten Kritik der letzten Tage erfahre ich auch viel Unterstützung. Mein Bedauern über den Anruf habe ich ausgedrückt.“

Auch der Richterbund kritisiert Fitschen

Unterdessen hat Fitschens Beschwerde gegen die erfolgte Razzia nun auch die Richterschaft auf den Plan gerufen. „Es ist bestürzend, dass ein Bankvorstand glaubt, durch ein Telefonat Einfluss auf die Unabhängigkeit der Justiz nehmen zu können“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Richterbunds, Christoph Frank, im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ein solches Vorgehen eines Wirtschaftsführers zeigt ein grundlegendes Missverständnis des Gewaltenteilungsprinzips.“