HSV Handball: Wenn’s hilft, mache ich auch mal den PR-Onkel

Das große BILD-Interview mit HSV-Geschäftsführer Frank Rost

Von: Von DIRK WEITZMANN und ALEXANDER HOLZAPFEL

Noch eine Woche Ruhe. Sonntag feiert Frank Rost 40. Geburtstag. Am Tag danach beginnt sein neues Leben als Geschäftsführer der HSV Handballer. BILD traf den ehemaligen Fußball-Torwart zum ersten Manager-Interview.

BILD: Herr Rost, vom Fußball zum Handball. Wie kommt‘s?

Frank Rost (39): „Ich komme aus einer Handballer-Familie, alle meine Freunde spielten Handball, ich war nur etwas aus der Art geschlagen. Nun möchte ich etwas im Management und in meiner Wahlheimat Hamburg machen. Super, dass auch noch die HSV-Raute dabei ist.“

BILD: Kann ein Fußballer auch Handball?

Rost: „Ich habe vielleicht nicht die Erfahrung, bin dafür aber auch nicht „betriebsblind“, dadurch kann ich Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten. Die Rahmenbedingungen sind in beiden Sportarten gleich. Nur beim Fußball hängen hinten mehr Nullen dran...“

BILD: Ihr neuer Klub ist gerade Champions-League- Sieger geworden. Fühlen Sie sich wie Pep Guardiola, der seinen neuen Klub trotz Königsklassen-Triumph weiter voranbringen soll?

Rost: „Die Bayern haben sich ihren Stellenwert als Nummer eins über Jahrzehnte erarbeitet. Im Handball hat das nur der THW Kiel geschafft. Es liegt also eine Menge Arbeit vor uns.“

BILD: Der HSV Handball hat wie viele Klubs Geldsorgen. Können Sie die lösen?

Rost: „Selbst Branchenprimus Kiel muss sich konsolidieren. Wir möchten Weltklasse-Handball in Hamburg nachhaltig etablieren. Wir werden den Verein zu einer echten Marke entwickeln, um endlich auf eigenen, gesunden Beinen zu stehen. Wir werden die Nachwuchsarbeit intensivieren und das große Potenzial im Merchandising und Entertainment besser nutzen. Das schafft Identifikation und macht den Sport noch attraktiver. Die USA sind da sicher in vielem ein Vorbild.

BILD: Welche Torwart-Eigenschaft hilft Ihnen dabei?

Rost: „Ich bin Stress-resistent und belastbar. Profisportler können mit öffentlichem Druck umgehen. Andere tun sich mit Negativ-Schlagzeilen schwerer.“

BILD: Ist auch Ihr prominenter Name ein Grund, weshalb die HSV Handballer Sie engagiert haben?

Rost: „Name hin oder her. Ich muss meine Leistung abliefern. Das gilt auf dem Feld und im Büro. Ich muss nicht vorne stehen. Aber wenn’s dem Handball hilft, mache ich auch mal den PR-Onkel.“

BILD: Sitzen Sie mit auf auf der Trainerbank?

Rost: „Ich setze mich nicht auf die Bank wie andere Manager. Davon halte ich nichts. Ich mische mich auch nicht in Taktik oder Aufstellung ein.“

BILD: Haben Sie aus Ihrer Profi-Zeit ein Vorbild für Ihren neuen Job?

Rost: „Ich habe mit Rudi Assauer, Willi Lemke, Klaus Allofs und Dietmar Beiersdorfer viele gute Manager mitbekommen. Ich kenne aber auch manche, die nicht mal zehn Prozent der selbst formulierten Ziele erreicht haben. Da erhoffe ich mir eine bessere Quote.“

BILD: Was macht den Handball für Sie attraktiv?

Rost: „Die Entscheidungswege sind nicht so lang – z.B. keine langwierigen Verhandlungen mit Aufsichtsräten. Und sportlich wird es nie langweilig. Entschiedene Spiele werden durch attraktive Spielzüge sehenswert gehalten. Und es ist physisch sehr anspruchsvoll.“

BILD: Kann der Fußball vom Handball lernen?

Rost: „Handball ist sehr körperbetont und ganzheitlich. Was die Härte betrifft, kann sich der Fußball vielleicht etwas abschauen.“

BILD: Vor einigen Monaten coachten Sie noch die Regionalliga-Fußballerinnen des HSV. Wollen Sie auf die Fußball-Trainerbank zurück?

Rost: „Das hat sich leider erledigt. Ich wollte meinen Fußballlehrer machen, aber der DFB war der Meinung, dass 3. Liga Frauen kein Leistungsfußball ist, 6. Liga Männer aber schon. Damit wurde mir mein Jahr bei den Frauen nicht anerkannt. Ich glaube aber, dass mir der Manager-Job mehr liegt. Auch wenn mir die Mädels fehlen werden…“

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