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„Beitz ist gescheitert“: Krupp-Neffe greift 99-jährigen Firmenpatriarch Beitz an
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HV ThyssenKrupp
dpa Berthold Beitz von ThyssenKrupp steht in der Kritik
  • FOCUS-Magazin-Redakteur

Berthold Beitz gilt als lebende Legende im Konzern ThyssenKrupp. Friedrich von Bohlen und Halbach, Neffe des früheren Firmeninhabers, macht den 99-jährigen im FOCUS-Interview für die Misere des Konzerns verantwortlich.

Friedrich von Bohlen und Halbach, ein Neffe des 1967 gestorbenen Firmeninhabers Alfried Krupp, übt im Interview mit dem FOCUS deutliche Kritik an Stahl-Patriarch Berthold Beitz. „Wenn jemand zu verantworten hat, wie negativ sich der Konzern entwickelt hat, dann einzig Berthold Beitz“, sagte von Bohlen und Halbach. Beitz sei dort schließlich seit mehr als einem halben Jahrhundert an herausragender Stelle tätig. Dem 99-Jährigen halte er „die jahrzehntelange Talfahrt des Unternehmens, insbesondere den aktuellen bedauerlichen Zustand“ vor.

Bei ThyssenKrupp häuften sich zuletzt Vorgänge, die das Image und die Finanzen des einst so stolzen Stahl- und Industriekonzerns schädigten. 2012 wies ThyssenKrupp nach Fehlinvestitionen in Übersee einen Verlust von fünf Milliarden Euro aus, zuletzt war das Unternehmen in Kartellskandale und eine Affäre um Luxusreisen verwickelt.

Durch die Äußerungen von Friedrich von Bohlen und Halbach erreicht diese Konzernmisere jetzt auch Berthold Beitz, die graue Eminenz des Ruhrgebiets. Nun ist sein Wirken ebenfalls infrage gestellt.

Wechsel in Top-Positionen


Die Schieflage der Traditionsfirma hat bereits etliche prominente Abgänge gefordert. ThyssenKrupp-Stahlchef Karl-Ulrich Köhler musste seinen Posten 2009 räumen, als sich die Milliardenverluste durch zwei neue Werke in Brasilien und den USA abzeichneten. Ex-Vorstandschef Ekkehard Schulz übernahm Ende 2011 Verantwortung, indem er den Aufsichtsrat verließ. Ende 2012 mussten drei Mitglieder des Vorstands gehen. Und Gerhard Cromme, seit den 80er-Jahren bei dem Konzern in Top-Positionen und ein enger Vertrauter von Beitz, gibt Ende dieses Monats den Vorsitz des Aufsichtsrats ab.

Ruhrbaron Beitz aber ist immer noch da. Auch mit beinahe 100 Jahren ist er noch regelmäßig in seinem Büro der Villa Hügel, dem prächtigen Sitz der Krupp-Stiftung in Essen. Beitz, mit vielerlei Verdienstorden und Ehrentiteln hochdekoriert, rettete unter den Nazis Hunderten jüdischen Zwangsarbeitern das Leben. 1953 wurde er Krupp-Generalbevollmächtigter. Seit 1967 leitet er die Krupp-Stiftung, auf die damals die Firmenanteile der Familie übergingen.

Eine lebende Legende


Beitz ist eine lebende Legende, gilt als regelrecht unantastbar – umso bemerkenswerter ist die Kritik, die nun Friedrich von Bohlen und Halbach an ihm übt. 1999 fusionierte Krupp mit Thyssen, und dass die Stiftung heute nur einen Anteil von 25,3 Prozent an ThyssenKrupp hält, widerspricht von Bohlen und Halbach zufolge dem Auftrag des Testaments, das sein Onkel Alfried einst aufsetzte und dessen Vollstrecker Beitz ist. Der Auftrag laute, „die geschlossene Einheit des Werkes“ zu wahren und zu mehren. „Allein gemessen daran“, so von Bohlen und Halbach, „ist Beitz gescheitert.“

Darauf angesprochen, dass Beitz nun Aufsichtsratschef Gerhard Cromme fallenließ, sagte von Bohlen und Halbach: „Ich meine, um sich selbst zu schützen. Beitz ist sehr geübt darin, von eigenen Versäumnissen abzulenken. All jenen, die seine Kräfte im hohen Alter schwinden sehen, wollte er vermutlich auch beweisen, wie entscheidungsfähig und -willig er nach wie vor ist – und wer im Konzern das Sagen hat.“
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