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4.3.2024

Für alle Väter: Ab in die Elternzeit!

Diese 5 Tipps helfen dir als (werdender) Papa für das Gespräch mit dem Arbeitgeber.

Gratulation, Du wirst Vater! Was für ein tolles Ereignis! Neben der großen Vorfreude und Aufregung gibt es jetzt natürlich auch viele Fragen und einiges zu klären mit Deiner Partnerin und Deinem Arbeitgeber.

Vor allem wenn Du in Elternzeit gehen und anschließend zum Beispiel Deine Wochenarbeitszeit reduzieren oder verstärkt im Home-Office arbeiten willst. Wie auch immer Du und Deine Partnerin Eure Elternzeit und anschließend die Vereinbarkeit von Familie und Beruf plant, Dein Arbeitgeber muss informiert und für Eure Planungen gewonnen werden.

Die folgenden 5 Tipps helfen Dir, diesen besonderen beruflich-privaten Schritt gut vorzubereiten und im konstruktiven Gespräch mit Deinem/Deiner Vorgesetzen detailliert abzustimmen.

1. Der Rahmen abstecken – was sagt das Recht?

Bevor Du und Deine Partnerin Euch fragt, wie Ihr Euch die Elternzeit und Vereinbarkeit wünscht, empfiehlt sich eine Information über die genauen rechtlichen Rahmenbedingungen: wie genau sind Elternzeit, -geld, Partnerschaftsmonate etc. gesetzlich geregelt? Da das auch schon mal kompliziert werden kann oder Gesetze sich geändert haben, gibt es hilfreiche Beratungsstellen, wie etwa bei caritativen Institutionen (meist kostenfrei) oder bei (kostenpflichtig) Elterngeldberatern. Neben der Elternzeit kann hier auch das genaue zu erwartende Elterngeld berechnet werden.

2. Zuerst der Fokus auf die Elternzeit – was wünscht Ihr Euch hier

Nun kennt Ihr die rechtlichen Möglichkeiten und habt eine Vorstellung über Euren finanziellen Spielraum. Mit diesen Infos geht Ihr nun an die Planung Eurer Elternzeit: wer geht wie lange, mit Elternteilzeit oder ohne und ggf. in welcher Reihenfolge. Plant hier so genau wie möglich.

Achtung finanzieller Spielraum: Häufig ist das Einkommen des Mannes höher, dann fällt es schwer, hier länger auf das Geld (teilweise) zu verzichten. Es lohnt sich aber mittel- und längerfristig zu planen: steigt die Frau früher und mit einer höheren Teilzeitquote wieder in den Beruf ein, dann erhöhen sich ihre beruflichen Entwicklungschancen und damit auch ihr Einkommen früher – das rechnet sich oft!

3. Nach der Elternzeit – jetzt beginnt Vereinbarkeit

Auch hier gilt: so genau und klar wie möglich planen und abstimmen. Wie sieht Euer Vereinbarkeitsmodell aus? Wer arbeitet mit wieviel Stunden? Wäre Home-Office oder vor Ort besser? Welche Betreuungsmöglichkeiten gibt es in der Nähe? Wie macht Ihr es mit Kinderkranktagen und wer kann Euch bei der Kinderbetreuung von Anfang noch unterstützen?

Gerade diese Überlegungen sind nachher wichtig für den Arbeitgeber. Daher empfiehlt es sich auch, sich über die bereits möglichen Arbeitszeit- und Ortsregelungen in Eurem Unternehmen zu informieren. Alles was es bereits gibt, macht es Euch (und dem/der Vorgesetzen) leichter.

4. Gespräch mit dem Vorgesetzten – selbstbewusst und konstruktiv angehen

Habt Ihr eine Vorstellung, wie Eure Elternzeit und die anschließende Vereinbarkeit für Euch aussehen könnten, gilt es möglichst schnell mit Euren Arbeitgebern ins Gespräch zu gehen. Je konkreter, verbindlicher und offener Ihr alles besprecht, desto besser gelingen die Übergänge – das gibt dem Arbeitgeber Planungssicherheit, verringert seine Sorgen und bringt auch Euch Klarheit.

Folgende Punkte solltet Ihr ansprechen und klären:

  • Voraussichtlicher Beginn und Länge der Elternzeit
  • Betreuungssituation und damit konkrete Vorstellungen zur Vereinbarkeit nach der Elternzeit: planst Du gleich in Vollzeit wieder einzusteigen oder zum Beispiel erst einmal in (vollzeitnaher) Teilzeit und mit 2 Tagen Home-Office? Wie sieht die geplante Betreuung Eures Kindes aus? Gibt es einen Betreuungszuschuss vom Arbeitgeber etc.?
  • Planung Eurer Vertretung und Abwesenheit: sehr hilfreich ist es, wenn Ihr eine Auflistung all Eurer Aufgaben bereits ausgearbeitet habt – wichtige Grundlage für Verteilung Eurer Aufgaben im Team.
  • Was ist vor Deiner Elternzeit noch zu erledigen – wie genau kann also wann die Übergabe aussehen
  • In der Elternzeit: wie bleibst Du ggf. in dieser Zeit mit Deinem Team in Kontakt. Vielleicht bist Du beim wöchentlichen Teammeeting dazugeschaltet, es gibt einen Eltern-Newsletter oder du gehst zum monatlichen Treffen mit dem gesamten Team.

5. Umgang mit möglichen Widerständen – Vater sein wirkt positiv

Vielleicht ist es bei Euch im Unternehmen noch unüblich, dass Väter überhaupt oder länger als 2 Monate in Elternzeit gehen. Vielleicht wird Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch grundsätzlich nicht gerade groß geschrieben.

Dann kann es sein, dass Du als werdender Vater mit Deinem Wunsch nach Zeit mit Deinem Kind und einer partnerschaftlichen Elternschaft auf größere Widerstände stößt. Diese aus dem Weg zu räumen und konstruktiv für Deine Wunsch einzutreten kann auch mal schwierig werden.

Vielleicht helfen Dir, diese Argumente für Deine innere Klarheit oder für die Auseinandersetzung mit dem/der Vorgesetzen:

  • In Zeiten des Fachkräftemangels kann man mit familienbewussten Arbeitsbedingungen auf jeden Fall punkten: nicht nur bei bestehenden Mitarbeiter∙innen stärkt das die Bindung ans Unternehmen, auch neue Fachkräfte lassen sich damit gewinnen
  • Väter, die Elternzeit nehmen und dadurch mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen sind zufriedener in ihrem Job und haben seltener den Wunsch, den Arbeitgeber zu wechseln (lt aktuellen Studien)
  • Ein Arbeitgeber, der die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt, punktet damit auch bei Mitarbeiter∙innen ohne Elternpflichten. Denn diese empfinden das Arbeitsklima dann deutlich menschlicher – auch das wirkt also positiv
  • Alle Neuerungen, die ggf. durch Deine Elternschaft für das Unternehmen entstehen, bringen eine Menge Erfahrung und helfen zB auch Kolleg∙innen, die als pflegende Angehörige auch mit Vereinbarkeitserfordernissen konfrontiert sind. Hier kann das Angebot eines gezielten Erfahrungsaustauschs mit der Personalabteilung hilfreich sein
  • Bei größeren zu erwartenden Widerständen, kann auch eine Vorbereitung mit einem Väter-Coach hilfreich sein

Grundsätzlich gilt bei herausfordernden und schwierigen Gesprächen zu Deiner Elternzeit und Vaterverantwortung: Du solltest dich nicht für Deinen Wunsch nach Elternzeit entschuldigen! Sonst kann sich schnell ein besorgtes und negatives Gefühl einstellen, das sich auf Deine∙n Vorgesetze∙n übertragen könnte. Signalisiere ruhig und freundlich Deine Lösungswilligkeit und konstruktive Klärungs- und Planungsbereitschaft. Ein festgefahrenes Gespräch lässt sich auch zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufnehmen und in ruhiger Atmosphäre zu Ende führen.

Die Zeit mit deinem Kind und die ersten Monate als kleine Familie sind auf jeden Fall etwas ganz besonderes. Nimm' deinen Wunsch nach aktiver Vaterschaft und enger Bindung zu deinem Kind ernst. Mit einer gut geplanten Elternzeit und einem stimmigen Vereinbarkeitsmodell kommst du diesem Wunsch ein großes Stück näher.

Erzählt doch mal, liebe Väter, wie war euer Elternzeitgespräch mit dem Arbeitgeber – easy-going oder hart umkämpft? Welche Tipps habt Ihr noch?

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Julia Strobel schreibt über Vereinbarkeitsberatung, Väter- und Elterncoaching, Fokus: Väter, Personalwesen

Julia Strobel coacht Väter zu Vereinbarkeit, Familie, Erziehung & Partnerschaft. Außerdem ist sie Expertin für väterbewusste Vereinbarkeit & berät Unternehmen, die mit einem innovativen Angebot vorne dabei sein und Mütter wie Väter (!) ermöglichen wollen, Familie & Beruf gut zu vereinbaren.