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Formel 1 Ferrari

„Sag niemals nie zu einem Fahrer wie Vettel“

Glückwunsch, Champion! Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali (l.) gratuliert dem alten und neuen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel Glückwunsch, Champion! Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali (l.) gratuliert dem alten und neuen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel
Glückwunsch, Champion! Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali (l.) gratuliert dem alten und neuen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel
Quelle: picture alliance / DPPI Media
Stefano Domenicali hakt die verkorkste Formel-1-Saison 2013 ab. Der Ferrari-Teamchef spricht im Interview über die Schwächen der Scuderia und erklärt, warum er Nico Hülkenberg nicht wollte.

Das Bild hatte Symbolcharakter. Während in den benachbarten Team-Pavillons von Red Bull und Mercedes bei lauter Musik getanzt und gefeiert wurde, schleppte die Ferrari-Crew noch Kisten durch die Nacht.

Mit Platz fünf für Fernando Alonso und Rang acht für Felipe Massa gehörte die Scuderia auch beim drittletzten Rennen der Formel-1-Saison in Abu Dhabi zu den Verlierern.

„Ich habe meinen Job an einem verdammt harten Wochenende erledigt“, sagte der WM-Zweite Alonso, der Glück hatte, dass sein grenzwertiges Überholmanöver gegen Jean-Eric Vergne bis auf einen nächtlichen Arztbesuch folgenlos geblieben war: „Mehr hätte ich nicht tun können.“

Die Konzentration, das zeigte nicht nur die Geschäftigkeit am Sonntagabend, haben die Verantwortlichen um Teamchef Stefano Domenicali längst auf die Saison 2014 gerichtet.

Die Welt: Obwohl noch zwei Rennen zu fahren sind, ist Ferrari auch dieses Jahr hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Wie fällt Ihr Resümee aus, Herr Domenicali?

Stefano Domenicali (48): Gemessen an unseren Ambitionen hat Ferrari unseren beiden Fahrern nicht das beste Auto zur Verfügung gestellt. Die Leistungen in den Rennen waren gar nicht so schlecht, aber das bedeutet natürlich nicht, dass wir mit der Saison 2013 zufrieden sein können.

Die Welt: Bis Ende Mai war Ferrari konkurrenzfähig und fuhr um die vorderen Plätze mit. Dann kam der Einbruch.

Domenicali: Das ist korrekt. Unsere Chancen, um den WM-Titel mitzufahren, sahen nicht übel aus. Doch dann hörte der positive Trend plötzlich auf, und wir haben aufgrund eigener Fehler Rennen und Punkte verloren. Wir hätten einige Grands Prix erfolgreicher beenden können.

Die Welt: Worauf führen Sie das zurück?

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Domenicali: Dafür gab es zwei Gründe. Erstens haben wir das Auto nicht in die richtige Richtung weiterentwickelt. Das Grundkonzept war vielversprechend, aber in der Evolution haben wir uns irgendwann verlaufen.

Die Welt: Wann haben Sie das erkannt?

Domenicali: Das war beim Großen Preis von England. Wir kamen mit umfangreichen Updates zum Rennen und mussten feststellen, dass wir uns in technischer Hinsicht verrannt hatten. Auf einer Strecke, auf der wir immer konkurrenzfähig waren, war unsere Leistung enttäuschend. Für mich war das der entscheidende Wendepunkt in dieser Ferrari-Saison. Der zweite Punkt, der uns 2013 ins Hintertreffen gebracht hat, war der Wechsel der Reifenkonstruktion mitten in der Saison. Wir haben auf diese Umstellung nicht so gut reagiert wie unsere Hauptgegner. Es ist uns nicht gelungen, unser Auto gut an den neuen Reifentyp anzupassen.

Die Welt: Ferrari hat ähnliche finanzielle Möglichkeiten wie die anderen Topteams, trotzdem gab es seit 2007 keinen Weltmeister in Rot mehr. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Domenicali: Dieselbe Frage haben wir uns natürlich auch gestellt. Wir haben im Laufe des Jahres damit angefangen, unsere Strukturen zu verändern. Das bezieht sich im Wesentlichen auf das Personal. Gleichzeitig haben wir uns in Sachen Windkanalsimulator besser für die Zukunft aufgestellt. Wir haben die Schwachstellen gefunden und werden sie für das nächste Jahr ausmerzen.

Die Welt: War 2013 ein verschenktes Jahr?

Domenicali: Red Bull hat einen besseren Job als wir gemacht. Das bedeutet zusätzliche Motivation für uns. Was sonst? Resignation? Das ist nicht Ferrari. Das sind nicht wir. Ich verspreche Ihnen, dass das Gegenteil der Fall ist. Wir haben jetzt den richtigen Weg in die richtige Richtung eingeschlagen. Ferrari muss und wird in Zukunft liefern.

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Die Welt: Welche Rolle wird der Sechs-Zylinder-Motor spielen, der 2014 eingeführt wird?

Domenicali: Eine große Rolle, definitiv. Vor allem zu Beginn der neuen Saison.

Die Welt: Wieso?

Domenicali: Am Anfang wird die Zuverlässigkeit entscheidend sein, weil die neuen Motoren noch nicht ausgereift sind. Wer 2014 den WM-Titel gewinnen will, muss zu Beginn der Saison einen zuverlässigen Antrieb haben. Da der Benzinverbrauch limitiert sein wird, muss der Moto leistungsstark, aber trotzdem verbrauchsarm sein. Ferrari wird zeigen, dass das Team diese Themen mehr als gut beherrscht. Die ersten Rennen werden nächstes Jahr die wichtigsten sein. Wer in dieser Phase der Saison die meisten gewinnt, holt am Ende den Titel. Davon bin ich überzeugt.

Die Welt: Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die nächste Saison?

Domenicali: Mit positiven. Wir glauben, alle Schwachstellen bearbeitet zu haben. Unser taktisches Verhalten im Rennen war und ist gut, die gravierenden Veränderungen beim Motorenreglement stimmen uns optimistisch. Ich will nicht allzu überschwänglich sein, aber für 2014 sehe ich uns besser aufgestellt als in dieser Saison. Bedenken Sie, dass wir gerade vor dem Hintergrund des neuen Reglements den Vorteil haben, dass wir das komplette Auto unter einem Dach und in eigener Regie bauen werden. Das ist ein Riesenvorteil. Hinzu kommt, dass wir zwei absolute Topfahrer ins Rennen schicken werden.

Die Welt: Welchen Unterschied macht ihr neuer Pilot Kimi Räikkönen aus? Was erwarten Sie von ihm?

Domenicali: Sehr viel. Wir kennen ihn und wissen, was er kann. Das gilt genauso für Fernando Alonso. Nein, die Fahrer sind beide kein Problem für mich. Sie sind schnell und erfahren. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, ihnen ein Auto zu geben, das ihrem Leistungsstandard und ihrer Klasse entspricht. Wenn uns das gelingt, haben wir ein Team mit zwei perfekt funktionierenden Fahrern.

Die Welt: Was hat für Raikkönen und gegen Nico Hülkenberg gesprochen? Der Sauber-Pilot galt lange als aussichtsreichster Kandidat für Felipe Massas Nachfolge.

Domenicali: Kimi hat ein perfektes Comeback hingelegt. Er war schnell und konstant in seinen Leistungen. Und er ist für uns berechenbar. Das ist gerade mit Blick auf den neuen Motor mit seinen gewöhnungsbedürftigen Eigenschaften ein wichtiger Punkt. Kimi kam im Sommer plötzlich und unerwartet auf den Markt. Wir mussten diese einmalige Gelegenheit wahrnehmen. Es gab praktisch keine andere Wahl.

Die Welt: In dieser Saison hat Sebastian Vettel wieder den Titel gewonnen, schon zum vierten Mal hintereinander. Ist seine Verpflichtung ein Thema, wenn die Verträge von Räikkönen und Alonso auslaufen?

Domenicali: Wie gesagt: Wir haben jetzt zwei sehr gute Fahrer unter Vertrag. Aber natürlich soll man, was die Zukunft betrifft, niemals nie sagen zu einem Fahrer wie Sebastian Vettel.

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