Hitzfeld: „Bayern und Dortmund können die Champions League gewinnen“

BILD beim Schnee-Gipfel mit dem Meister-Trainer und seinen alten Weggefährten Michael Henke und Michael Meier

Von: Von F. SEIDEL und D. BROSDA (Fotos)

Seit elf Jahren ist es ein festes Ritual vor Weihnachten: Mit engen Freunden treffen sich Meister-Trainer Ottmar Hitzfeld (63/sieben Titel mit Bayern und Dortmund), sein langjähriger Assistent Michael Henke (55) und Michael Meier (63/unter Hitzfeld Manager in Dortmund) in Sankt Anton/Österreich zum Skifahren.

In diesem Jahr war BILD dabei, traf das Trio in der urigen Sennhütte zum Schnee-Gipfel in 1500 Meter Höhe.

BILD: Wer von Ihnen ist die größte Pistensau?

Hitzfeld (zeigt lachend auf Henke): „Der Schnellste auf Skiern ist zumindest er.“

Meier: „Der könnte hier glatt als Skilehrer anfangen.“

Henke: „Die übertreiben die Jungs. Für einen Flachlandtiroler geht’s aber schon einigermaßen.“

BILD: Vom besten Skifahrer zum besten Bundesligateam.

Hitzfeld: „Das ist der FC Bayern. Es gibt in Europa keinen Kader, der in der Breite so stark ist wie der von Bayern München. Mandzukic und Pizarro sorgen jetzt für eine ganz andere Offensivqualität. Dante hat die Abwehr stabilisiert. Und der 40-Millionen-Transfer von Martinez hatte eine besondere Wirkung auf zwei andere Mittelfeldspieler.“

BILD: Welche?

Hitzfeld: „Gustavo ist seitdem noch ehrgeiziger geworden, hat sich gesteigert. Und auch Schweinsteiger hat profitiert. Er wirkt durch die Konkurrenz noch motivierter.“

BILD: Die Meisterschaft ist also schon entschieden.

Henke: „Für mich ist das Thema durch, seitdem sich Bayerns Meister-Konkurrenten alle international für die nächste Runde im Europapokal qualifiziert haben. Dieser Doppelbelastung halten am Ende nur die Bayern stand.“

Meier: „Noch haben die Bayern das Trauma der vergangenen Saison aber nicht verarbeitet. Das haben sie erst, wenn sie die Schale wirklich in der Hand halten. Und die Dortmunder haben zu alter Stärke zurückgefunden.“

BILD: Ist der BVB so stark wie 1997, als er mit Ihnen als Manager die Champions League gewann?

Meier: „In dem Verein steckt wieder eine Menge Kraft. Die neue Führung setzt auf ein Konzept mit jungen, top ausgebildeten Spielern, das es ihnen ermöglicht, mit Bayern München über Jahre auf Augenhöhe zu agieren. Zu unserer damaligen Zeit waren wir noch nicht so weit. Die heutige Dortmunder Mannschaft hat das Potenzial noch besser zu werden als das Team aus dem Jahre 1997. Die Bestätigung wäre der Gewinn der Champions League.“

BILD: Sie waren damals BVB-Trainer, Herr Hitzfeld. Wer gewinnt die Königsklasse 2013 – Dortmund, Bayern oder Schalke?

Hitzfeld: „Bei Schalke sehe ich nicht nie notwendige Konstanz. Aber ich traue sowohl Dortmund als auch Bayern den Champions-League-Sieg zu. Vieles hängt jedoch von der Auslosung ab. Fakt ist aber: Die deutsche Liga ist so stark wie noch nie.“

BILD: Erleben wir kommende Saison eine Champions League mit Frankfurt, Mainz oder Freiburg?

Hitzfeld: „Für mich ist das ein total offenes Rennen. Besonders Frankfurt traue ich es bis zum Schluss zu, ganz vorne dabei zu bleiben. Weil sie mit Alex Meier einen absoluten Torjäger in den Reihen haben.“

BILD: Wer steigt ab?

Hitzfeld: „Da wird sich nicht viel ändern. Augsburg und Fürth werden direkt absteigen, wenn sie sich in der Winterpause nicht erheblich verstärken.“

BILD: Vor der Winterpause gab es bei allen Klubs Fan-Proteste gegen das neue DFL-Sicherheitskonzept. Zu Recht?

Meier: „Kontroverse Diskussionen muss es im Fußball geben. Aber die DFL hat dem Konzept mit einer deutlichen Mehrheit zugestimmt. Und es sind ja nicht alles Idioten, die diese Entscheidungen getroffen haben. Ich frage mich manchmal, was in einem deutschen Stadion erst passieren muss, damit diese Diskussionen um das Sicherheitskonzept aufhören. Fußballspiele sind Massenveranstaltungen wie es auch die Love-Parade in Duisburg 2010 war, an die ich mich mit Schrecken erinnere (21 Menschen starben; d. Red.). Es muss gewisse Regeln geben.“

BILD: Sie alle haben viele Jahre in der Bundesliga gearbeitet und große Titel gefeiert. Erleben wir irgendwann ein Bundesliga-Comeback von Ihnen?

Meier: „Ich habe mein Leben nie geplant. Mein Glück ist nicht davon abhängig, als Manager in der Bundesliga zu arbeiten. Ich schaue sehr dankbar auf 30 Jahre in dieser Branche zurück.“

Henke: „Als Europa-Scout für Aston Villa habe ich momentan eine interessante Aufgabe, die mir auch hilft, nach meinem Trainer-Jahr in Iran wieder voll in den deutschen Fußball reinzukommen. Aber der Traum wäre es schon, noch mal in der Bundesliga in irgendeiner Funktion arbeiten zu können.“

Hitzfeld: „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich habe ja noch bis 2014 Vertrag bei der Schweiz und möchte die WM in Brasilien erleben. Das ist das große Ziel – und nicht das Alltagsgeschäft als Vereinscoach.“

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