Interlübke meldet Insolvenz an

Von Redaktion,

Rheda-Wiedenbrück (ng) - 75 Jahre nach seiner Gründung steht der Rheda-Wiedenbrücker Wohnmöbelhersteller Interlübke vor einer ungewissen Zukunft. Der international renommierte Produzent hochwertiger Möbel hat vor dem Amtsgericht Bielefeld Antrag auf Insolvenz gestellt.

Im Sommer kündigte Interlübke-Geschäftsführer Leo Lübke weitreichende Sparmaßnahmen an. Jetzt hat das Rheda-Wiedenbrücker Unternehmen beim Amtsgericht Bielefeld Antrag auf Insolvenz gestellt.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Norbert Küpper aus Verl verschaffte sich am Montagnachmittag in der Firmenzentrale an der Hauptstraße einen Überblick über die finanzielle Situation des ins Straucheln geratenen Möbelherstellers und stand deshalb für nähere Auskünfte nicht zur Verfügung.

Interlübke-Geschäftsführer Leo Lübke, der das Familienunternehmen mit 287 Mitarbeitern (Stand Juni) in dritter Generation leitet, war ebenfalls nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Eine Sprecherin verwies auf eine Erklärung der Firma, die am Dienstag veröffentlicht werden soll.

Ab 2009 in schwierigem Fahrwasser

Interlübke war bereits vor längerer Zeit in schwieriges Fahrwasser geraten. Seit 2009 schreibt das Unternehmen rote Zahlen, zuletzt bei einem Jahresumsatz von 35 Millionen Euro.

Angesichts von Auftragsrückgängen in Höhe von 18 Prozent kündigte Leo Lübke Ende Mai eine strategische Neuausrichtung des Traditionsunternehmens an, die mit der Freisetzung von bis zu 40 Mitarbeitern in Produktion und Verwaltung bis Jahresfrist einhergehen sollte. „Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, wagen wir die Flucht nach vorn“, hatte der Geschäftsführer seinerzeit erklärt und die Hoffnung geäußert, dass die Krise bis Ende Dezember überwunden sein würde.

Sparmaßnahmen seit Sommer

Dieses Ziel ist mit der Insolvenzantragsstellung wohl in weite Ferne gerückt. Inwieweit die Neupositionierung vor dem Hintergrund der aktuellen Zahlungsschwierigkeiten fortgesetzt werden kann, müssen die nächsten Wochen zeigen.

Hintergrund

Die Firma Interlübke wurde 1937 von den Brüdern Hans und Leo Lübke gegründet. Letzterer war der Großvater des jetzigen Geschäftsführers Leo Lübke. Funktionale, zeitlose und hochwertige Möbelstücke für Wohn-, Schlaf- und Esszimmer sind seither das Markenzeichen des Rheda-Wiedenbrücker Unternehmens. Mit innovativen Detaillösungen und einer Variantenvielfalt, die ihresgleichen sucht, hat sich Interlübke weltweit einen Namen gemacht. Das internationale Vertriebsnetz besteht aus 550 Fachhändlern und zehn eigenen Studios. 2011 erzielte das Unternehmen zwar ein Umsatzplus von 6,2 Prozent, fuhr unterm Strich jedoch im dritten Jahr in Folge ein negatives Geschäftsergebnis ein. Das ursprünglich für Mitte Juni geplante Mitarbeiterfest anlässlich des 75-jährigen Firmenbestehens war im Licht der schwierigen Wirtschaftslage abgesagt worden. Das Schwesterunternehmen, der Sofahersteller Cor, machte zuletzt gute Geschäfte.

Im Sommer hatte das Rheda-Wiedenbrücker Unternehmen versucht, durch Entlassungen sowie das Aussetzen von Urlaubs- und anderen Sonderzahlungen mehr finanziellen Spielraum zu bekommen. Gleichzeitig kündigte Leo Lübke an, das breitgefächerte Produktsortiment auszudünnen, um die Herstellungs- und Lagerkosten zu senken. Besonders anspruchsvolle Kunden sollten mit „maßgeschneiderten Sonderlösungen“ bei der Stange gehalten werden.

Auftragsarbeit für WK-Möbelverband

Um die Auslastung der Produktionsstätten zu verbessern, wollte Interlübke künftig für den Modellverband WK-Möbel hochwertige Möbel in Auftragsarbeit fertigen.

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