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Insolvente Drogeriekette Jeder fünfte Schlecker-Arbeitslose hat neuen Job

Die letzten Schlecker-Filialen schließen endgültig, doch jeder fünfte entlassene Mitarbeiter hat schon einen neuen Job. Das geht aus internen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor, die SPIEGEL ONLINE vorliegen. In der Behördenstatistik haben die Betroffenen einen Sonderstatus.
Von Ann-Kristin Mennen
Insolvente Drogeriekette: Jeder fünfte Schlecker-Arbeitslose hat neuen Job

Insolvente Drogeriekette: Jeder fünfte Schlecker-Arbeitslose hat neuen Job

Foto: Christiane Gläser/ dpa

Hamburg - Ob Zahnpasta, Waschmittel oder Shampoo - beim Abschied gibt es alles zum Preis von 20 Cent. So hatten es die 13.200 verbliebenen Schlecker-Mitarbeiter an ihrem letzten Arbeitstag vor allem mit Schnäppchenjägern zu tun, an diesem Donnerstag öffneten die Drogeriemärkte das letzte Mal.

Am 1. Juli endet der Arbeitsvertrag der verbliebenen Beschäftigten, vielen liegt noch keine Kündigung vor. Was aus ihnen wird, steht nicht fest.

Klar ist dafür, was aus den 11.300 Schlecker-Mitarbeitern geworden ist, die bereits zwischen März und Mai ihre Stelle verloren haben. Von ihnen stehen bereits 2500 in einem neuen Arbeitsverhältnis. Das belegt eine interne Statistik, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) eigens für die Pleite des Schlecker-Konzerns führt und die SPIEGEL ONLINE vorliegt. "Damit reagieren wir auf die politische Brisanz der Schlecker-Pleite", erklärt BA-Pressesprecherin Ilona Mirtschin. Man wolle die Vermittlung der ehemaligen Schlecker-Angestellten dokumentieren, um auf Anfragen und Diskussionen vorbereitet zu sein.

"Mehr ist nicht drin"

Wie die bisherige Vermittlungsquote von 22 Prozent zu bewerten ist, darüber streiten Arbeitsmarktexperten. Bei der Bundesagentur spricht man von einem guten Zwischenergebnis. "Mehr ist nicht drin", sagt Mirtschin. Immerhin seien erst wenige Monate seit der Kündigung vergangen: "Bewerbung und Stellenbesetzung brauchen Zeit."

Als unzureichend bezeichnet hingegen Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, den bisherigen Vermittlungsstand. Sie gibt darüber hinaus zu bedenken, dass in der Statistik nicht die Qualität der neuen Beschäftigungsverhältnisse erfasst ist: "Im Einzelhandel sind unbefristete Vollzeitjobs mit tariflicher Bezahlung, wie es sie mehrheitlich bei Schlecker gab, selten anzutreffen."

Lediglich fünf Prozent der entlassenen Mitarbeiter haben sich für eine Umschulung entschieden, etwa zur Altenpflegerin oder zur Erzieherin. BA-Sprecherin Mirtschin verwundert das nicht: "Es ist ein großer Schritt, sich noch einmal für einen ganz neuen Beruf zu entscheiden." Immerhin 30 Prozent der Entlassenen nehmen an Qualifizierungsmaßnahmen teil, vor allem an Bewerbungstrainings.

Schlecker hatte Anfang 2011 Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen über Jahre hinweg Verluste angehäuft hatte. Als die Suche nach einem Investor fehlschlug, beschlossen die Gläubiger Anfang Juni, das Unternehmen zu zerschlagen. Die Hoffnung auf eine Bürgschaft der Länder für eine Transfergesellschaft scheiterte bereits im März. Insgesamt sind in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit derzeit knapp 16.000 ehemalige Schlecker-Mitarbeiter erfasst, überwiegend Betroffene der ersten Kündigungswelle von März bis Mai. Für die insgesamt 25.000 Angestellten stehen in der Agentur spezielle Beratungsteams bereit.

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