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Krypto-Köpfe: Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin

Stand: 31.8.2022

Vitalik Buterin hat die Krypto-Szene als russisch-kanadisches Wunderkind betreten. Mit sieben addierte er in Sekunden dreistellige Zahlen im Kopf. Mit zehn saß er unentwegt vor dem Computer und grübelte über Programmiersprachen. Mit 17 wurde er Dritter bei der Informatikolympiade. Von seinem Vater ließ er sich alles rund um die Kryptowährung Bitcoin erklären und dann selbst eine eigene Digitalwährung und das dazugehörige System zu kreieren.

Buterin ist Mitbegründer und Erfinder von Ethereum, das als “dezentrales Mining-Netzwerk und Softwareentwicklungsplattform in einem” beschrieben wird. Es ermöglicht die Schaffung neuer Kryptowährungen und Programme, die eine einzige Blockchain (ein kryptografisches Transaktionsbuch) gemeinsam nutzen.

“Excel war sein Lieblingsspielzeug”: Vitalik Buterin als Kind – Foto: Dimitry Buterin

Vitaliks Eltern sind der Informatiker Dmitry Buterin und die Wirtschaftsanalystin Natalia Ameline. Buterin lebte bis zu seinem sechsten Lebensjahr in Russland, dann wanderten seine Eltern auf der Suche nach besseren Beschäftigungsmöglichkeiten nach Kanada aus. Aus der dritten Klasse der Grundschule wurde Buterin in eine Klasse für hochbegabte Kinder versetzt.

Vitalik Buterin besuchte vier Jahre lang die Abelard School, eine Privatschule in Toronto. In der Retrospektive meinte er, die Zeit dort zähle zu den interessantesten und produktivsten Jahren seines Lebens. Die enge Verbindung zwischen Schülern und Lehrern und die Tiefe, in der das Material gelehrt wurde, habe ihn dazu gebracht, sich auf das Lernen als sein „primäres Ziel“ zu konzentrieren.

Zu seinen schulischen Erfahrungen sagt Vitalik Buterin: „Bildung ist letztlich viel mehr als einzelne Fakten auswendig zu lernen. Was am wichtigsten ist: Lernen selber zu denken, lernen zu argumentieren und lernen wie man am besten lernt.“

Im Alter von 17 Jahren hat Vitalik Buterin von seinem Vater Details über die Funktionsweise von Bitcoin erlernt. Nachdem mehrere Artikel von Buterin auf dem Blog Bitcoin Weekly veröffentlicht wurden, gründete er zusammen mit Mihai Alisie das Bitcoin Magazine, das auf Kryptowährungen spezialisiert war. Vitalik Buterin fungierte dort als leitender Autor. Das Bitcoin Magazine begann 2012 mit der Veröffentlichung einer Print-Ausgabe und wurde als erste seriöse Publikation zum Thema Kryptowährungen bezeichnet.

Buterin beschrieb Ethereum wenige Wochen vor seinem 20. Geburtstag erstmals in einem Whitepaper im November 2013. Buterin hatte argumentiert, dass Bitcoin eine Skriptsprache für die Anwendungsentwicklung brauche. Als er jedoch keine Zustimmung erhielt, schlug er die Entwicklung einer neuen Plattform mit einer allgemeineren Skriptsprache vor.

Das Ethereum-Whitepaper wurde in Umlauf gebracht und das Interesse an dem neuen Protokoll wuchs Ende 2013 und Anfang 2014. Vitalik Buterin kündigte Ethereum auf der nordamerikanischen Bitcoin-Konferenz in Miami am 26. Januar 2014 öffentlich an. Buterin, der auf dem Programm noch als “Head Writer beim Bitcoin Magazine” aufgeführt war und zuvor noch nie einen Vortrag auf einer Konferenz gehalten hatte, betrat das Podium in einem schwarzen T-Shirt, auf dem in weißen Kleinbuchstaben ethereum.org zu lesen war. Er hielt eine 25-minütige Rede, in der er den globalen Allzweckcomputer beschrieb, der in einem dezentralen, erlaubnisfreien Netzwerk betrieben wird. Sein Vortrag endete mit potenziellen Anwendungsmöglichkeiten für Ethereum, die von Ernteversicherungen über dezentrale Börsen bis hin zu DAOs reichten.

DAO steht für “dezentralisierte autonome Organisation” und wird manchmal auch als dezentralisierte autonome Corporation (DAC) genannt. darunter versteht man eine Organisation, die durch ein transparentes Computerprogramm programmiert wird. Das Programm wird weder von Aktionären gesteuert noch von einer Zentralregierung beeinflusst. Die Aufzeichnung der Finanztransaktion und die Programmregeln einer DAO werden auf einer Blockchain aufrechterhalten. Der genaue rechtliche Status dieser Art von Unternehmensorganisation ist unklar.

Ethereum basiert auf einer Blockchain und damit auf einem ähnlichen technischen Fundament wie Bitcoin. Ethereum ist aber keine reine Kryptowährung, sondern dient mit erweiterten Funktionen wie Smart Contracts als dezentrales Ökosystem für Blockchain-Projekte aller Art. Deshalb kann Ethereum auch als offenes Protokoll bzw. Baukasten für dezentrale Anwendungen bezeichnet werden.

Ethereum ist der Gegenentwurf zum klassischen und im Internet weitverbreiteten Client-Server-Konzept, bei dem Daten zentral auf Servern von großen Internetfirmen oder in der Cloud gespeichert und bei Bedarf von verschiedenen Geräten angefordert und abgerufen werden. Wie für die Blockchain-Technologie üblich, sind die Daten bei Ethereum dezentral auf Geräten rund um die Welt verteilt, öffentlich einsehbar und nachvollziehbar. Das stellt die Datenintegrität sicher und macht Ethereum und die Daten praktisch fälschungssicher.

Mit Ethereum lassen sich digitale Verträge abschließen, beispielsweise Versicherungen sowie Anteile an Wertpapieren, Immobilien und Kunstwerken erwerben, und vieles mehr. Für einige Experten ist es nur eine Frage der Zeit, wann der Ethereum-Token Ether den Bitcoin als Nummer eins unter den Kryptowährungen ablösen wird.

Ethereum bringt nämlich eine eigene Kryptowährung mit: Ether (ETH). Dabei handelt es sich um eine digitale Währung, die ähnlich wie das prominenteste Beispiel Bitcoin funktioniert und für Zahlungen innerhalb des Netzwerks oder als Wertanlage geeignet ist. Die Blockchain von Ethereum bietet mittlerweile die Basis für unzählige weitere Kryptowährungen, die aus sog. “Initial Coin Offerings” (ICOs) hervorgegangen sind.

Eine Sache, die Ethereum (noch) mit vielen einfachen Kryptowährungen gemeinsam hat, ist das technische Verfahren für das Erschaffen neuer Einheiten bzw. Coins durch Mining – also das „Schürfen“. Beim Ethereum-Mining wurden bislang, ähnlich wie bei Bitcoin, Transaktionen durch Miner validiert. Das geschieht derzeit überwiegend durch pure Rechenleistung nach dem Proof-of-Work-Prinzip. Das soll sich aber bald ändern.

Ähnlich wie beim Bitcoin werden bislang bei Ethereum die Transaktionen in Blöcken zusammengefasst, zur existierenden Blockchain hinzugefügt und mithilfe der Berechnung von kryptografischen Aufgaben und der Erstellung eines Hash validiert. Für das Lösen der Aufgaben, also für die Validierung der im Block gespeicherten Transaktionen und somit das gesicherte Fortlaufen der Blockchain, bekommen die Miner eine Belohnung in Form von neu generierten Ether.

Um ihre Erfolgschancen zu erhöhen schließen Miner sich zu sog. “Mining-Pools” zusammen und teilen sich die Belohnung. Anfangs war das Ethereum-Mining für jedermann attraktiv und selbst mit einfachen Gaming-Grafikkarten möglich. Inzwischen sind aber professionelle Mining-Rigs mit mehreren zusammengeschalteten Grafikkarten und vor allem ein sehr niedriger Strompreis nötig, um das Ethereum-Mining profitabel betreiben zu können.

Das wird sich in Zukunft allerdings ändern, da Ethereum zukünftig vom Proof-of-Work-Algorithmus (PoW) zum Proof-of-Stake-Algorithmus, kurz PoS, wechseln wird. Beim Proof-of-Stake-Verfahren entfällt die immense Rechenleistung, die für das PoW-Mining nötig ist. Stattdessen wird die Erzeugung neuer Blöcke und damit auch die Verteilung der Belohnung stromsparend und umweltschonend auf der Basis des jeweiligen Anteils am Netzwerk bestimmt.

Vitalik Buterin hatte bereits 2014 überlegt, auf PoS umzusteigen. Bei diesem alternativen Validierungsverfahren zahlen Krypto-Investoren eine bestimmte Anzahl digitaler Münzen in ein gemeinsames Netzwerk ein, an einer Art Lotterie teilzunehmen. Jedes Mal, wenn eine Transaktion validiert werden muss, wird ein Teilnehmer („Staker“) aus dem Lostopf ausgewählt, um den Austausch zu verifizieren und neue Münzen zu erhalten.

Zwar wurde Ende Oktober 2021 bekannt, dass Ethereum länger auf das energiefressende Proof-of-Work-Modell (PoW) setzt als im Sommer 2021 angenommen. Doch die Zeiten, da man die Kryptowährung mit Hardware-Leistung schürfen konnte, neigen sich wohl endgültig dem Ende zu. Für den Zusammenschluss der PoS-Blockchain mit der Haupt-Blockchain (“The Merge”) ist nun der 15. September 2022 angepeilt. Mit dem Proof-of-Stake-Verfahren wird die Ethereum-Blockchain nur noch 0,05 Prozent des Energiebedarfs der alten Proof-of-Work-Blockchain haben. Als “Öko”-Kryptowährung könnte Ether damit auch gegenüber dem Bitcoin weiter aufholen.

Vitalik Buterin sagte über das Ethereum-Projekt im Jahr 2020: “Ich bin wirklich dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, in einem so interessanten und interdisziplinären Bereich der Industrie zu arbeiten, wo ich die Chance habe, mit Kryptographen, Mathematikern und Ökonomen zu interagieren, die in ihren Bereichen führend sind, bei der Entwicklung von Software und Tools zu helfen, die bereits Zehntausende von Menschen auf der ganzen Welt betreffen, und jede Woche an fortgeschrittenen Problemen in der Informatik, Wirtschaft und Philosophie zu arbeiten.

In einem New Yorker-Artikel aus dem Jahr 2018 deutet sein Vater jedoch an, dass Buterin versucht, den Fokus auf ihn als Philosophenkönig der Blockchain-Welt zu vermeiden, indem er sagt: “Er versucht, seine Zeit auf die Forschung zu konzentrieren. Er ist nicht allzu begeistert, dass die Community ihm so viel Bedeutung beimisst. Er möchte, dass die Gemeinschaft widerstandsfähiger ist.

Vitalik Buterin hat erklärt, dass er dazu getrieben wurde, dezentralisiertes Geld zu schaffen, weil sein World of Warcraft-Charakter durch Patch 3.1.0 quasi gelöscht wurde. In seiner about.me-Bio sagte er: “Ich habe World of Warcraft zwischen 2007 und 2010 mit Freude gespielt, aber eines Tages entfernte Blizzard die Schadenskomponente aus dem Siphon-Leben-Zauber meines geliebten Hexenmeisters. Ich weinte mich in den Schlaf, und an diesem Tag wurde mir klar, welche Schrecken zentralisierte Dienste mit sich bringen können. Ich beschloss daraufhin, aufzuhören.”

Im November 2018 kündigte Vitalik Buterin an, sich bei Ethereum mehr und mehr aus dem Tagesgeschäft verabschieden. Dies soll dabei helfen, die Technik “richtig” zu dezentralisieren, berichtete die Zeitschrift Technology Review in ihrer Online-Ausgabe (“Ethereum: Ohne Gründer besser dran”). “Das ist ein notwendiger Vorgang im Rahmen des Wachstums der Community.”

Vitalik Buterin selbst habe sich bereits “in vielen Bereichen” aus den Entscheidungsprozessen herausgezogen. Das meint auch Hudson Jameson von der Ethereum Foundation, die die Entwicklung des Ethereum-Protokolls unterstützt. Bei einem Panel zum Thema kollektive Entscheidungsfindung der Community sagte er, dies sei etwas, das für das Ökosystem “wirklich wichtig” sei. Nur so könne die gewünschte Dezentralisierung von Ethereum funktionieren.

Vitalik Buterins Vermögen wird wiederkehrend auf ein bis etwa ein Dutzend Milliarden US-Dollar geschätzt. Eine seiner hauptsächlich genutzten Ethereum-Wallet-Adressen wurde von ihm persönlich bekanntgemacht. Dementsprechend können ein- und ausgehende Transaktionen jederzeit von Dritten eingesehen werden. Die Wallet-Adresse lautet 0xAb5801a7D398351b8bE11C439e05C5B3259aeC9B.

Im Mai 2021 übertrug Vitalik Buterin das Äquivalent von 1,5 Milliarden US-Dollar in Kryptowährungen an verschiedene Non-Profit-Organisationen. Diese wurden ihm zuvor in Form von sogenannten Meme-Coins geschenkt. Der Großteil der Spenden, etwa eine Milliarde US-Dollar in Shiba-Inu-Coins (SHIB), entfiel auf einen Fonds zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie in Indien.

Am 20. November 2022 meldete sich Buterin zum Crash des FTX-Imperiums von Sam Bankman-Fried zu Wort. Aus dem Zusammenbruch könne die gesamte Krypto-Branche lernen, sagte Buterin der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Mitbegründer und Erfinder von Ethereum betonte die Stabilität der zugrundeliegenden Technologie der Kryptowährung, der Blockchain. Er räumte gleichzeitig aber die schweren Auswirkungen des Zusammenbruchs des Krypto-Imperiums von Sam Bankman-Fried ein. Trotz des Aufruhrs sagte Buterin, dass die Basisschichten der Blockchain und die dezentralen Finanzprotokolle “einwandfrei” funktionierten.

“Was bei FTX passiert ist, war natürlich eine große Tragödie”, sagte Buterin. “Allerdings sehen viele in der Ethereum-Community die Situation auch als Bestätigung dessen, woran sie die ganze Zeit geglaubt haben: alles, was zentralisiert ist, ist standardmäßig verdächtig”, sagte er. Zu diesen Überzeugungen gehöre auch, dass man “offenem und transparentem Code mehr vertraut als einzelnen Menschen”, fügte er hinzu.

Vitalik Buterin zum Absturz von FTX und Sam Bankman-Fried

In der Rubrik “Krypto-Köpfe” sind folgende Porträts erschienen:’

Quellen:

Seite „Vitalik Buterin“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. Oktober 2021, 14:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vitalik_Buterin&oldid=216759883 (Abgerufen: 1. November 2021, 15:51 UTC)

Seite „Ethereum“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. Oktober 2021, 22:51 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ethereum&oldid=216717273 (Abgerufen: 1. November 2021, 15:49 UTC)

Seite „Ethereum“. In Cryptolist https://www.cryptolist.de/ethereum (Abgerufen: 1. November 2021, 15:49 UTC)

Seite “Die klugen Köpfe der Kryptowelt”. In faz.net https://zeitung.faz.net/fas/geld-mehr/2021-10-24/856fc21ab5108e58b860aae8da77253d/ (Abgerufen: 1. November 2021, 15:49 UTC)

Seite “Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin will sich zurückziehen”. In heise.de https://www.heise.de/newsticker/meldung/Ethereum-Erfinder-Vitalik-Buterin-will-sich-zurueckziehen-4219152.html (Abgerufen: 1. November 2021, 15:49 UTC)

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