Videos, Musik und Artikel sind im Internet oft kostenlos, Bezahldienste vielfach kompliziert. Wer beim Surfen im Netz auf Gratis-Inhalte stößt, die wirklich weiterhelfen oder besonders unterhaltsam sind, könnte in Zukunft auf den Flattr-Button klicken. Das bringt dem Seitenbetreiber einen kleinen Geldbetrag und er fühlt sich vielleicht geschmeichelt – „to flatter“ heißt aus dem Englischen übersetzt eben schmeicheln.
 
Flattr befindet sich zurzeit noch in einer geschlossenen Testphase, die nur per Einladung zugänglich ist. COMPUTER BILD hat zwei Euro eingezahlt und das Angebot inspiziert.

Wer steckt hinter Flattr?


Flattr ist ein Projekt der Schweden Peter Sunde und Linus Olson. Sunde gehört zu den Gründern der legendären Bit-Torrent-Suche „The Pirate Bay“, die sich seit Jahren Gefechte mit der Industrie um illegale Downloads von Filmen und Musik liefert.
 

Wie funktioniert Flattr?


Registrierte Nutzer legen fest, welchen Geldbetrag sie monatlich zur Internet-Kaffeekasse beitragen wollen. Vorgabe: zwischen zwei und 20 Euro. Das Konto stocken Sie einfach und vergleichsweise sicher per PayPal-Bezahlung auf. Auf jeder Seite, die über einen Flattr-Button verfügt – das sind zum Start sehr wenige – können sie danach ein paar Cent per Klick bezahlen. Das Ziel der Unternehmensgründer: genauso oft mit Flattr vertreten zu sein wie das verbreitete „Gefällt mir“ von Facebook.

» Video: So funktioniert Flattr
 
Wie viel kostet ein Klick?
Beim „Flattern“ wird nicht ein fester Betrag an den Seitenanbieter überwiesen, den der Nutzer für belohnenswert hielt. Was der Klick wert ist, wird erst am Ende des Monats abgerechnet. Die Summe ergibt sich aus dem monatlichen Nutzerbudget und der Anzahl der Klicks. Stehen also zwei Euro zur Verfügung und es wurde 50 Mal geflattert, fließen pro Klick vier Cent an den Medienanbieter, Blogbetreiber oder Autoren. Einer verdient daran auf jeden Fall: Beim Aufladen des Kontos zieht Flattr zehn Prozent Servicegebühr ab.

Was bringt mir Flattr?


Nicht nur Seitenbetreiber sollen von Flattr profitieren. Den Nutzern verspricht Flattr eine wertvolle Übersicht der besten Internetinhalte. Die Annahme: Wer für etwas freiwillig bezahlt, gibt damit anderen eine Empfehlung – mit deutlich mehr Gewicht als vergleichbare Angebote von Facebook, Digg oder sogenannter Social Bookmarks. Zurzeit sind geflatterte Artikel allerdings meist englischsprachig und decken nur einen kleinen Informationsbereich ab. Die gute Nachricht: Über einen Filter lassen sich aber bereits die beliebtesten Beiträge in deutscher Sprache wählen.

Einschätzung
Ob Flattr ein Erfolg wird, hängt von der Bereitschaft ab, tatsächlich für Inhalte im Netz zu bezahlen. Außerdem muss der Flattr-Button auf vielen Internetseiten Verbreitung finden. Vorteil von Flattr: Man kauft nicht die Katze im Sack. Die Zahlung erfolgt auf freiwilliger Basis und erst nachdem man eine Webseiten genutzt hat – und nicht vorher, wie bei „normalen“ Bezahlangeboten. Ärgerlich: Zehn Prozent Gebühren sind recht viel.

» Internet: Micropayment mit Flattr