Kardinal Marx im Gespräch :
„Christen dürfen nicht den Hass wählen“

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Kardinal Marx: „Ein Christ darf seine Stimme niemandem geben, der Hass verbreitet oder Rassismus predigt, der ausgrenzt und ein Freund-Feind-Schema propagiert.“
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz kritisiert die Debatte über eine Obergrenze für Flüchtlinge. Den unionsinternen Streit kommentiert er mit klaren Worten.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hat die Gläubigen dazu aufgerufen, an diesem Wahlsonntag nicht für fremdenfeindliche Kandidaten und Programme zu stimmen. „Ein Christ darf seine Stimme niemandem geben, der Hass verbreitet oder Rassismus predigt, der ausgrenzt und ein Freund-Feind-Schema propagiert“, sagte er im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der politische Streit sei „enthemmter geworden“, beklagte der Kardinal.

Deutliche Kritik äußerte Marx an dem unionsinternen Streit über die Flüchtlingspolitik. Manche Äußerungen aus der CSU hätten ihn „zumindest irritiert“, sagte der Kardinal, der zugleich Erzbischof von München und Freising ist. Der Begriff der Obergrenze suggeriere eine Lösung, „die so nicht zu finden ist“, fügte er hinzu. „Mir wäre wirklich lieber, dass in einer solchen herausfordernden Situation die Regierung gemeinsam und im vertrauensvollen Miteinander agiert.“

Der Münchner Erzbischof Marx äußerte sich auch zum Rücktritt des Pfarrers im oberbayerischen Zorneding, der sein Amt nach rassistischen Drohungen aufgegeben hatte. „Seine Entscheidung muss ich als Bischof respektieren, obwohl ich den Rückzug bedauere“, sagte Marx. Die Auseinandersetzungen vor Ort seien „nicht gut gelaufen“. Das habe jedoch Konsequenzen gehabt, es seien auch Versöhnungsgespräche geführt worden.

Der dunkelhäutige Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende (66) war mehrfach rassistisch beleidigt und mit dem Tod bedroht worden. Deshalb hatte er sein Amt niedergelegt und den Ort nahe München verlassen.