Modellbahn

Die Modellanlage

Kernstück des Eisenbahnbetriebsfelds ist die Modellanlage, auf der alle gewünschten Betriebssituationen simuliert werden. Das Streckennetz der Modellbahnanlage entspricht einem Vorbildbereich von insgesamt knapp 135 km, davon befinden sich 57 km auf einer zweigleisigen, teilweise auch drei- bzw. viergleisig ausgebauten, Hauptbahn, die sich als Ring durch alle Gebäudeteile windet.

Weitere 20 km sind auf einer eingleisigen Nebenbahn mit Kreuzungsbahnhöfen angeordnet. Der Rest ist mehreren kurzen Stich- und Querbahnen zugeordnet. Sowohl aus didaktischen als auch aus Platzgründen ist die Streckenführung nicht immer eindeutig erkennbar, die Gleise werden z. T. auf mehreren Ebenen, auch mit Tunnelstrecken geführt. Dies vergrößert einerseits die Nutzlängen und damit die Fahrzeiten und sorgt andererseits dafür, dass Schulungsteilnehmer:innen nicht sofort einen fahrenden Zug als den eigenen erkennen können und damit vorzeitige Dispositionsmaßnahmen einleiten.

Darüber hinaus sind weitere Gleisanlagen vorhanden (Werkstattbereich), die nicht für den planmäßigen Anlagenbetrieb genutzt werden, sich aber aus Sicht der Modellbahn und der Steuerung wie der Rest der Anlage verhalten.

Aufgrund des Wunschs nach zusätzlichen Schulungsmöglichkeiten wurde eine Anlagenerweiterung geplant und gebaut. Mit Inbetriebnahme dieser Erweiterung verlängerte sich das Streckennetz der Gesamtanlage umgerechnet um etwa 15 bis 20 km auf besagte 135 km.

Landschaft

Auf der Modellanlage befindet sich, anders als von vielen mit diesem Begriff assoziiert, keine Landschaftsgestaltung. Die Gleise verlaufen auf neutralen Trassenbrettern und erleichtern so die Konzentration auf das eigentliche Betriebsgeschehen. Gebäude, Bahnsteige und sonstige Anlagenausstattung sind nur in dem Maß vorhanden, wie sie für das Betriebsgeschehen und die jeweilige Simulation notwendig sind. Bahnsteige sind beispielsweise als graue Blöcke dargestellt, aber sonst nicht weiter ausgestaltet. Sofern für ein Übungsszenario eine bestimmte Landschaft erforderlich wird, kann diese optional durch ein aufstellbares Modul dargestellt werden.

Anlagengestaltung

Die Anlage ist in mehrere vorbildgerechte Betriebsstellen, darunter 17 Bahnhöfe mit z. T. mehreren Bahnhofsteilen, sowie Abzweig- und Überleitstellen aufgeteilt. Als Besonderheit finden sich Straßenbahnabschnitte, eine Auslandsstrecke nach Frankreich sowie zwei große Rangierbahnhöfe mit Ablaufbergen. Vorbildgerecht bedeutet hier, daß die Gleisanlagen in ihrer Anordnung der Weichen, Signale und Gleisabschnitte echten Bahnhöfen entsprechen können, sie haben allesamt jedoch kein konkretes Vorbild. Bei der Konstruktion der Anlage wurde darauf geachtet, möglichst viele Vorbildsituationen beispielhaft umzusetzen. So finden sich Bahnhöfe mit Überholgleisen seitlich der durchgehenden Hauptgleise oder solche mit Mittelüberholungen. An anderen Stellen fädeln abzweigende Strecken einmal höhengleich und einmal kreuzungsfrei aus der jeweiligen Hauptbahn aus. Damit können die Vor- und Nachteile (Bahnhofsbelegung, Fahrstraßenbildungszeiten, Baukosten für Brücken und Rampen) der jeweiligen Konstruktion anschaulich verdeutlicht werden.

Zur Durchführung entsprechender Schulungssequenzen sind die bereits angesprochenen Besonderheiten auf der Anlagenplatte vorhanden:

  • Ein Straßenbahnabschnitt ermöglicht es, den auch in der Realität vorkommenden Systemwechsel zwischen den beiden Betriebsverfahren „Eisenbahn/EBO“ und „Straßenbahn/BOStrab“ darstellen zu können.
  • Ein Auslandsabschnitt einschließlich zugehöriger Grenzbahnhöfe zeigt die unterschiedlichen Betriebsverfahren zwischen den verschiedenen Ländern. Beim Aufbau des Betriebsfelds wurde als Ausland Frankreich gewählt, da sich die dortigen Betriebsabläufe, Signalbegriffe und Stellwerkstechniken erheblich von denen in Deutschland unterscheiden. Andere Länder, wie beispielsweise Österreich, folgen im wesentlichen der hiesigen Sicherungslogik, so daß Unterschiede nicht so stark auffallen.
  • Ein Fährbahnhof mit einem beweglichen Schiffsmodell dient der Darstellung von Eisenbahnfähren und den damit verbundenen Besonderheiten. So kann während einer Übungssequenz z. B. das Problem entstehen, daß die Fähre wegen „schlechten Wetters“ erst verspätet anlegt und damit Kurswagen für einen Fernzug nicht mehr rechtzeitig bereitgestellt werden.

Modellbahn

Die Modellbahn selbst ist im Maßstab 1:87 (Baugröße H0) gehalten, der Längenmaßstab (Streckenkilometrierung) beträgt 1:250. Auf der Grundplatte von etwa 500 m² und den drei Ebenen sind über 1000 Meter Gleise verbaut. Zum Einsatz kommen handelsübliche K-Gleise der Firma Märklin, die für den Einsatz im Betriebsfeld leicht modifiziert werden (einseitige Isolierung der Gleise für eine vorbildgerechte Gleisfreimeldung). Auf der Anlage befinden sich 420 Weichen und Gleissperren. Letztere sind eine Eigenkonstruktion, da die im Spielwarenbereich verfügbaren Modelle nicht die gewünschte Funktionalität besaßen. Die Weichen werden mit Motorantrieben der Firma Fulgurex gesteuert, die im Vergleich zu sonst üblichen Modellbahnmagnetschaltern eine realistischere Stellzeit bieten und auch sonst (u. a. Rückmeldung der Endlage) einige Vorzüge haben. Neuerdings erfolgt eine schrittweise Ersetzung der Fulgurex-Antriebe durch MP5-Antriebe des Herstellers MTB-Model, da diese leiser und bislang weniger wartungsintensiv sind. Hinzu kommen noch einmal 20 handgestellte Weichen, sowie 25 Weichen in planmäßig nicht genutzten Abstellgleisen.

Die Gleisanlage ist in gut 1400 Freimeldeabschnitte aufgeteilt. Die Anlage verfügt über rund 200 Hauptgleise. Die Nutzlänge der Hauptgleise beträgt im Regelfall mindestens zwei Meter. Dies ermöglicht nach dem Längenmaßstab den Einsatz von 500 Meter-Zügen.

Modellfahrzeuge

Die gesamte Modellbahn wird von einem Digitalsystem gesteuert. Die von uns eingesetzte Digitalzentrale „Intellibox“ dient im wesentlichen jedoch nur zum Erzeugen des Digitalsignals, mit dem die Triebfahrzeuge ihre Fahrgeschwindigkeit regeln. Die gesamte Steuerung übernimmt eine eigene Software.

Der Wagenpark besteht größtenteils aus handelsüblichen Modellbahnfahrzeugen, z. T. mit leichten Modifikationen, wie z. B. dem Austausch der Digitaldecoder oder die Umrüstung der Kupplungen auf ein einheitliches System. So sind im Regelfall alle Fahrzeuge mit dem ESU Lokpilot 4-Decoder ausgestattet und zusätzlich mit einem Puffer-Kondensator bzw. dem von ESU so genannten Powerpack versehen worden, um das ungewollte Anhalten der Fahrzeuge insbesondere im Langsamfahrbereich zu verhindern.

Die „Intellibox“ ist eine sogenannte Multiprotokollzentrale, die fast alle auf dem Modellbahnsektor vorhandenen Datenprotokolle verarbeiten kann. Unsere Triebfahrzeuge fahren üblicherweise mit dem Datenformat DCC/128 Fahrstufen. Einige wenige Lokomotiven der Firma Märklin, deren Umbau zu aufwendig war, sind mit dem Motorola-Format und nur 14 Fahrstufen im Einsatz.

Digitaler Modellbahnbetrieb bedeutet vereinfacht, daß auf den Gleisen ständig eine Spannung von ca. 16 Volt angelegt ist. Analoge Modellbahnfahrzeuge würden daher unkontrolliert mit Höchstgeschwindigkeit losfahren. Auf die Gleisspannung ist ein Digitalsignal aufmoduliert. In den Lokomotiven eingebaute Decoder entschlüsseln das Datensignal und werten es entsprechend aus. Jedes Triebfahrzeug besitzt eine sogenannte Adresse (bei Märklin/Motorola maximal 80, bei DCC maximal 10.000) über die es von der Digitalzentrale angesprochen wird. Die Zentrale übermittelt beispielsweise die Information „Lok 27 mit Fahrstufe 15 fahren“, daraufhin setzt sich die entsprechende Modellbahn mit der gewünschten Geschwindigkeit in Bewegung. Theoretisch könnten somit, wie oben erwähnt, 10.000 Züge gleichzeitig fahren, praktisch ist die Zahl auf 200 beschränkt, da die Anlage nur über diese Anzahl von Hauptgleisen verfügt. Im Regelfall sind während einer Übungssequenz etwa 20-25 Züge im Einsatz.

Alle Modellbahnlokomotiven werden vor ihrem Einsatz eingemessen, d. h. eine Software ermittelt, wie schnell das Fahrzeug mit der jeweils eingestellten Fahrstufe auf den Gleisen unterwegs ist. Die Meßdaten werden gespeichert und dienen später als Grundlage für die Steuerungssoftware. Zum Erreichen realistischer Fahrzeiten werden die Züge entsprechend ihrem Fahrplan und der befahrenen Strecke auf die jeweils zulässige Geschwindigkeit eingeregelt.
Die Durchführung der Zugfahrten übernimmt automatisch der Steuerrechner mit einem „virtuellen Lokführer“ für jeden Zug. Für Rangierbewegungen vor Ort sind Handregler vorhanden. Die Modellfahrzeuge werden dann darüber vom Personal bewegt. Mit den Handreglern sind auch Zugfahrten möglich. Dann ist jeweils ein „echter“ Lokführer bzw. eine „echte“ Lokführerin für einen Zug verantwortlich, der/die diesen durch die verschiedenen Räume begleitet. Der Steuerrechner ignoriert in diesem Fall den manuell gefahrenen Zug.

Ebenfalls sind Fahrten mit einem Videowagen möglich, der die Anlage aus einer gänzlich anderen Perspektive darstellt.
Mehrfachtraktionen, d. h. der Einsatz mehrerer arbeitender Lokomotiven oder Triebwagen sind unkompliziert zusammenstellbar.
Dies ermöglicht die Durchführung von Fahrplankonzepten, die beispielsweise Flügelung von Zugteilen vorsehen.

Signale

Zugfahrten werden auf der Modellbahn vom zentralen Steuerungsrechner durchgeführt. Dieser kennt die Signalstellungen und berechnet daraufhin die zulässigen Geschwindigkeiten oder Haltepunkte. Daher sind auf der Anlage keine sichtbaren Signale zwingend erforderlich. Aus Gründen der Vorbildtreue und für Bedienpersonal „vor Ort“ sind auf der Modellbahn jedoch Signale aufgestellt. Zunächst wurden Formsignale und Lichtsignale der Bauart H/V aufgestellt. Auf die Aufstellung von Ks-Signalen mußte vorerst verzichtet werden, da diese bislang bei den Modellbahnproduzenten nicht im Angebot waren bzw. nur unzureichende Funktionalität besaßen. Erste Probesignale konnten im Jahr 2009 aufgestellt werden, die Ausrüstung der gesamten Anlage ist nach entsprechender Modellverfügbarkeit vorgesehen.