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Ermittlungen zu Paris-Anschlägen Mutmaßlicher Waffenhändler sollte auch nach Bonn liefern

Ermittler untersuchen, ob ein mutmaßlicher Waffenhändler aus Baden-Württemberg die Attentäter von Paris versorgte. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE bekam er auch eine merkwürdige Bestellung aus NRW. Besteht ein Zusammenhang?

Belieferte er die Attentäter von Paris? Im Fall des mutmaßlichen Waffenhändlers aus dem baden-württembergischen Magstadt führt eine neue Spur nach Nordrhein-Westfalen.

Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE entdeckten die Ermittler auf dem beschlagnahmten Computer des Verdächtigen Sascha W. die Bestellung einer halbautomatischen Waffe. Sie sollte an eine Packstation in Bonn geliefert werden. Das Merkwürdige daran: Der Besteller, der sich im Netz "Oxywhite" nannte, gab für die Lieferung an die Packstation denselben Nachnamen an wie W.s mutmaßlicher Auftraggeber aus Paris.

Die Beamten prüfen nun, ob die Namensgleichheit zwischen dem Besteller aus Paris, Ali Hassan S., und dem Bonner Kunden, Ümit S., bloßer Zufall ist - oder ob es einen Zusammenhang zwischen den Aufträgen gibt.

Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Claudia Krauth, wollte dazu nicht Stellung nehmen. Sie erwarte die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen in den kommenden Wochen, so Krauth. Sascha W. betrieb offenbar schon seit Längerem im sogenannten Darknet als "DW-Guns" einen lukrativen Handel mit illegalen Schusswaffen.

Der 24-Jährige war in der vergangenen Woche wegen des Verdachts von Verstößen gegen das Waffengesetz festgenommen worden. Nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen soll er wenige Tage vor den Anschlägen in Frankreich vier Sturmgewehre und 200 Schuss Munition mit der Post nach Paris geliefert haben. Darauf deutet eine Nachricht hin, die Ermittler auf seinem Handy entdeckten. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen nun der Frage nach, ob die Mordwerkzeuge für die islamistischen Attentäter bestimmt waren.

Die Terroristen um den mutmaßlichen Drahtzieher Abdelhamid Abaaoud hatten bei ihren Attacken vier serbische Sturmgewehre Zastava M70, eine Waffe aus chinesischer Herstellung und eine aus bulgarischer Produktion eingesetzt. Sascha W. soll ähnliche Gewehre nach Frankreich geliefert haben.

Dennoch sind die Ermittler skeptisch, ob W.s Waffen wirklich bei den Attentaten am 13. November verwendet wurden. Die Bundesanwaltschaft, die in Deutschland wegen der Pariser Anschläge ermittelt, teilte auf Anfrage mit, die Akten zum Fall Sascha W. seien in Karlsruhe vorgelegt worden. "Nach eingehender Prüfung haben wir uns entschieden, das Verfahren nicht zu übernehmen. Es gibt bisher keine validen Anhaltspunkte für einen Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris", so eine Sprecherin. Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor getitelt: "Mord-Waffen kamen aus Deutschland!"

Auf die Frage, ob die Sturmgewehre der Islamisten in Deutschland bezogen wurden, sagte auch die Sprecherin der Pariser Staatsanwaltschaft, Agnès Thibault-Lecuivre, auf Anfrage: "Selbstverständlich gehen wir solchen Informationen nach. Es gibt aber derzeit keine Hinweise darauf, die das bestätigen."